Steuervorteile gegen den Ärztemangel


Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt prescht voran: Er fordert Steuervorteile für vor der Rente stehenden Mediziner, um sie zur Weiterarbeit im Rentenalter zu motivieren.

Es braucht mehr an Anreize, um Ärzt:innen, die vor der Rente stehen, weiterhin in der Patientenversorgung zu halten. (Foto von Sasun Bughdaryan auf Unsplash)

 

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach warnt immer mal wieder vor dem Ärztemangel. Angesichts des seit 7. Mai stattfindenden (128.) Deutschen Ärztetages fordert Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt Steuervorteile für vor der Rente stehende Mediziner:innen, um sie zur Weiterarbeit im Rentenalter zu motivieren.

50.000 Ärzt:innen sind laut Lauterbach in den vergangenen zehn Jahren zu wenig ausgebildet worden und würden in den nächsten Jahren flächendeckend fehlen. Bundesärztekammer-Präsident Klaus Reinhardt schlägt in eine ähnliche Kerbe: Fast jeder vierte berufstätige Arzt ist aktuell 60 Jahre oder älter. Eine „massive Ruhestandswelle“ steht bevor, warnt Reinhardt.

Laut der Bundesärztekammer (BÄK) sind ca. 4800 Hausarztsitze unbesetzt. Verschiedene Prognosen gehen davon aus, dass sich die Lücke in den kommenden zehn Jahren verdoppelt, wenn nicht gegengesteuert wird. Dem Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) zufolge ist insgesamt mit einem Mangel von bis zu 50.000 Ärzti:nnen bis zum Jahr 2040 zu rechnen. Eine aktuelle Ärztestatistik zeigt den Zuwachs der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte mit 1,7% auf rund 428.000 Mediziner:innen. Zum Vergleich: In 2019 lag diese Wachstumsrate bei 2,5%.

Steuervorteile als wirksam

Steuervorteile für Mediziner könnten eine „relativ kurzfristig wirksame Maßnahme“ sein, um eben angesichts des Ärztemangels Ärzt:innen zur Weiterarbeit im Rentenalter zu bewegen und weiterhin für die Patientenversorgung zu gewinnen. „Um die Folgen des Ärztemangels zu mildern, müssen wir an verschiedenen Stellen ansetzen“, betont er gegenüber des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND).

Denn viele Mediziner:innen sind „gern bereit, zumindest in Teilzeit einen Beitrag zu leisten. Wenn wir ihre Arbeitskraft und ihr Erfahrungswissen weiterhin nutzen wollen, sind intelligente und flexible steuerrechtliche Regelungen und Anreize zu schaffen. Wir müssen den bevorstehenden Braindrain der Babyboomer verhindern“, appelliert Reinhardt.

Ansatz Medizinstudium

Reinhardt findet zudem, dass im Medizinstudium die Allgemeinmedizin ein stärkeres Gewicht haben sollte: „Das Studium muss die ambulante Versorgung und vor allem die Allgemeinmedizin besser abbilden, dann werden auch wieder mehr junge Ärztinnen und Ärzte in diesem Bereich tätig.“

Für die Reform des Medizinstudiums hat die BÄK bereits seit längerem einen Verordnungsentwurf ausgearbeitet. Doch es stockt, weil Bund und Länder über die Finanzierung streiten. „Hier muss schnell eine Einigung her, denn es wird ohnehin Jahre dauern, bis die Reform umgesetzt ist und ihre Auswirkungen in der Versorgung spürbar werden“, fordert der Ärztepräsident.

Dementsprechend ist ein Schwerpunkt des Ärztetags die Reform des Medizinstudiums, neben einer besseren Steuerung von Patientinnen und Patienten bei Behandlungen in Praxen und Kliniken sowie des Fachkräftemangels.

 

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