Telepharmazie: Die „denkbar effizienteste Form der Arzneimittelversorgung“


So denkt DocMorris-CEO Walter Hess und hat sich zur geplanten Apothekenreform geäußert.

Die Telepharmazie sollte nach DocMorris-CEO Walter Hess noch viel stärker weiterentwickelt werden. (Foto: ABDA) 

Apothekenreform: Pragmatische Lösungen und mehr Effizienz

Der Deutschen Apotheker Zeitung zufolge ist Hess der Meinung, dass die Maßnahmen durch die vorgesehene Flexibilisierung der Öffnungszeiten, die vereinfachte Gründung von Filial- und Zweigapotheken und diese ohne approbiertes Personal zu betreiben „Pragmatismus“ von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach zeigt.

Und er betont in einem Statement, veröffentlicht im Tagesspiegel Background: „Das in den fetten Jahren der Gesundheitspolitik gepflegte Procedere, Strukturen weitgehend unangetastet zu lassen, mit zusätzlichem Geld zu stabilisieren und sich so politischen Gegenwind zu ersparen, funktioniert nicht mehr.“

Deswegen ist für Hess die Telepharmazie, die „denkbar effizienteste Form der Arzneimittelversorgung“. Eine „optimale Allokation knapper Betreuungsressourcen“ ist dadurch möglich, vor allem in strukturschwachen Regionen oder für Menschen mit eingeschränkter Mobilität. Die Telepharmazie ist dadurch auch eine wichtige „Säule der Versorgung“. Hess ist pro der Pläne zur Apotheke ohne Apotheker:innen. PTA sollen bei Bedarf Apotheker:innen per Video dazu schalten können, wenn sie Unterstützung zu einem oder einer Patient:in brauchen.

Der ehemalige Pressesprecher der ABDA, Dr. Rainer Kern, und seit 2023 Director Communications and Public Affairs bei DocMorris (!), schlägt in eine ähnliche Kerbe: „Wenn nicht mehr überall da, wo die Patienten sind, eine Praxis oder Apotheke ist, muss man die medizinische Versorgung im Zweifel über das Web zu den Patienten bringen“, findet er. Telepharmazie ist an dieser Stelle der richtige Ansatz. Auch im Fall der PTA, die künftig Approbierte vertreten dürfen sollen, findet er: „In Zeiten des Fachkräftemangels ist das ein wichtiger Schritt.“

Ablehnung durch die ABDA

Für die ABDA ein No-Go:

„Durch die Zulassung von Betriebsstätten, die ohne vor Ort anwesende Apothekerin oder anwesenden Apotheker betrieben werden, wird der Begriff Apotheke des ihn ausmachenden Wesenskerns beraubt, die Apothekenpflicht faktisch abgeschafft und der Weg zur Zulassung des Fremdbesitzes geebnet.

Die Möglichkeit, zusätzlich zu den heute maximal vier Betriebsstätten einer Apotheke zwei Zweigapotheken betreiben zu dürfen und Entfernungen zwischen den Betriebsstätten von ca. drei Stunden PKW-Fahrzeit zuzulassen, machen bei minimaler Anwesenheitspflicht in den Betriebsstätten aus der eigenverantwortlichen Leitung einer Apotheke durch einen freien Heilberuf faktisch eine Fiktion.“

Hess denkt noch weiter

Hess findet, dass der Entwurf die Telepharmazie auf „synchrone“ Verbindungen begrenzt. Er denkt weiter in die Zukunft und hat folgende Vision: „Kann heute der Chat mit einem Apotheker über einen gesicherten Messengerdienst für bestimmte Patienten ein adäquater Beratungskanal sein, ist es morgen vielleicht ein Infoclip mit einem KI-generierten Avatar.“ Und für ihn denkbar wäre es, dass die PTA aus dem Homeoffice arbeiten, solange sie telepharmazeutisch für Kolleg:innen und Patient:innen erreichbar sind. Das würde den Beruf „attraktiver“ machen, ist er überzeugt.

Zudem verweist Hess auf die ungenutzten 350 Millionen Euro aus dem Fonds für pharmazeutische Dienstleistungen (pDL). Sie müssten „konsequenter“ verwendet werden. Im gleichen Atemzug kritisiert er, dass die Online-Versender in diesem Punkt benachteiligt würden, weil sie perspektivisch bestimmte pDL wie die erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation per Telepharmazie anbieten könnten. Aber: Bisher dürfen sie das eben nicht.

„Gleichwertige Leistungen müssen gleich vergütet werden“ und er denkt dabei daran, dass DocMorris nicht für die Arzneimittellieferung an Patient:innen zusätzlich honoriert wird, die Vor-Ort-Apotheken für Botendienste dagegen eine zusätzliche Vergütung bekommen.

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