Untersuchung: Gründe für Apothekenschließungen


Laut ABDA sinkt die Apothekenzahl rasant. Dr. Christian Knobloch, Leiter der Forschungsstelle für Apothekenwirtschaft an der Universität Duisburg-Essen, hat sich das mal genauer angeschaut.

In der DAZ-Untersuchung geht es darum, welche Apotheken schließen. (Foto von Kelly Sikkema auf Unsplash)

 

In Deutschland waren im Januar 2024 noch 17.571 Apotheken in Betrieb. Tendenz sinkend: 497 Apotheken weniger waren es als zum Jahresende 2022 (18.068) und damit „der größte jährliche Verlust an Apotheken in der Geschichte der Bundesrepublik“, ist der Apothekenverband alarmiert.

Warum schließen Apotheken?

Dr. Christian Knobloch, Leiter der Forschungsstelle für Apothekenwirtschaft am Lehrstuhl für Marketing und Handel der Universität Duisburg-Essen, hat für die Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ) am Beispiel der Apotheken in Baden-Württemberg untersucht, ob es strukturelle Unterschiede zwischen den verbliebenen und den geschlossenen Apotheken gibt.

Das Fazit in der Übersicht:

  • Die geschlossenen Apotheken hatten eine geringere Entfernung (1006 m) zur nächsten Apotheke als die verbliebenen Apotheken (1230 m).
  • Geschlossen wurden vor allem Apotheken, die bis zu 500 m von der nächsten Apotheke entfernt lagen.
  • Die geschlossenen Apotheken lagen eher in dichter besiedelten Gebieten und hatten eine höhere Anzahl an Nachbarapotheken.
  • Die geschlossenen Apotheken erhielten weniger Sterne als die verbliebenen Apotheken, wurden schlechter bewertet und antworteten seltener auf Bewertungen.

 

Zudem resümiert Knobloch:

„Keiner der Faktoren oder eine Kombination von Faktoren ist jedoch in der Lage, den aktuellen Zustand (verblieben oder geschlossen) einer Apotheke in Baden-Württemberg abschließend zu erklären. Dies zeigen unsere Versuche, mit verschiedenen Machine-Learning-Algorithmen anhand der Ausprägung der oben beschriebenen Faktoren (z. B. Bewertungsniveau und -anzahl, Entfernung, Bevölkerungsdichte, Wettbewerbssituation etc.) für einzelne Apotheken zu prognostizieren, ob es sich um eine verbliebene oder eine geschlossene Apotheke handelt. Hier wird deutlich, dass noch zusätzliche Faktoren Einfluss auf den Fortbestand bzw. die Schließung einer Apotheke haben.“

Apotheken: Kriterium Kundenbewertung

Bei der Kundenbewertung, also der durchschnittlichen Anzahl von Sternen, die die Kunden den Apotheken im jeweiligen Google-Unternehmensprofil gegeben haben, zeigt sich:

  • Der Anteil der 1-Sterne-Bewertungen für die Gruppe der geschlossenen Apotheken fällt fast doppelt so hoch aus wie für die Gruppe der verbliebenen Apotheken, und letztere haben einen höheren Anteil an 5-Sterne-Bewertungen.
  • Auffällig ist auch die Anzahl der Bewertungen: Die verbliebenen Apotheken weisen im Durchschnitt gut 21 Kundenbewertungen pro Apotheke auf, die geschlossenen Apotheken knapp 16.
  • Auch bei der Beantwortung der Bewertungen durch die Apothekeninhaber zeigen sich Unterschiede: Bei den geschlossenen Apotheken blieben 92,5% aller Bewertungen unbeantwortet, bei den verbliebenen Apotheken 82,8%.

(Anmerkung: Die Werte zu den Kundenbewertungen sind die Werte von Ende Dezember 2022.)

Erfolgsfaktor Standort

Da kommt Knobloch zum Schluss: Die Aussage „Es schließen eher die ländlichen oder eher die städtischen Apotheken“ trifft nicht zu.

Die Bevölkerungsdichte in den Gemeinden der beiden Apothekengruppen (ländlich | städtisch) unterscheidet sich nur geringfügig: Die 2201 verbliebenen Apotheken liegen in Gemeinden mit durchschnittlich 855 Einwohnern pro Quadratkilometer, die 112 geschlossenen Apotheken in Gemeinden mit durchschnittlich 930 Einwohnern pro Quadratkilometer.

 

Verteilung der Apotheken auf unterschiedliche Gemeindetypen. (Grafik: DAZ)

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