Ärztliche Weiterbildung: Sinnvolle Überprüfung


Dr. Christian Becker, Sprecher der Jungen DGIM, findet: die ärztliche Weiterbildung muss sich verändern.

Die Fortbildung muss an neue Rahmenbedingungen und Herausforderungen angepasst werden. (Foto von Accuray auf Unsplash)

 

Ärztliche Weiterbildung: Effizienz und Qualität

Die ärztliche Weiterbildung steht vor einer umfassenden Reform. Klinische Spezialisierung und die zunehmende Ambulantisierung der Patientenversorgung verändern die Anforderungen an den ärztlichen Nachwuchs. Eine zentrale Frage der aktuellen Diskussion ist, ob die Weiterbildung zeitlich verkürzt werden sollte.

Becker, Sprecher der JUNGEN DGIM (Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin), findet, dass erst einmal „überprüft werden sollte, ob alle bestehenden Themen noch sinnvoll und zeitgemäß sind. Erst im zweiten Schritt kann beurteilt werden, ob die aktualisierten Inhalte in kürzerer Zeit vermittelt werden können.“

Effizienzpotenziale durch weniger Bürokratie


Eine effizientere Weiterbildung ist jedoch möglich, ohne auf Inhalte zu verzichten. Becker betont die Bedeutung von Maßnahmen wie der besseren Verknüpfung bestehender Inhalte und dem Abbau bürokratischer Hürden. „Der Anmeldeprozess für die Facharztprüfung ist in einigen Bundesländern unnötig kompliziert. Das elektronische Logbuch ist ein erster Schritt in die richtige Richtung, doch auch dessen Nutzung erfordert Schulungen“, erklärt er. Strukturierte Weiterbildungsprogramme könnten zudem mehr Klarheit schaffen und Zeit für die eigentliche Weiterbildung freisetzen.

Sektorenübergreifende Weiterbildung als Schlüssel


Die zunehmende Ambulantisierung der Patientenversorgung macht eine sektorenübergreifende Weiterbildung unverzichtbar. Dies biete angehenden Fachärztinnen und Fachärzten wertvolle Einblicke in die ambulante Versorgung und fördere das Verständnis für die Nachsorge von Patienten nach einem Klinikaufenthalt. Weiterbildungsverbünde könnten den Wechsel zwischen Klinik und ambulanter Praxis erleichtern, da dieser derzeit häufig mit zusätzlichen bürokratischen Hürden wie neuen Arbeitsverträgen verbunden ist.

Auch für ihn, „als jemand, der an einer Uniklinik arbeitet, ist der ambulante Bereich ein extrem spannender. Die Krankenhausreform und die Ambulantisierung werden dazu führen, dass jeder Arzt und jede Ärztin in Weiterbildung mehr Zeit in der ambulanten Versorgung verbringen wird, sei es in der Klinik oder einer Praxis. Dieser Blick ist auch wichtig, damit in der Klinik tätige Kolleginnen und Kollegen die Situation der Zuweisenden besser verstehen. Außerdem sehen sie in der ambulanten Versorgung, wie es mit den Patientinnen und Patienten nach Entlassung aus der Klinik weitergeht.

Wer heute für kurze Zeit in den ambulanten Bereich hineinschnuppern will, muss dafür oft sogar einen neuen Arbeitsvertrag abschließen. An dieser Stelle wären Weiterbildungsverbünde, die für die Weiterzubildenden einen leichten Übergang ermöglichen, eine tolle Möglichkeit.“

Einheitliche Regelungen gegen bürokratische Hürden


Besonders problematisch sind die Unterschiede zwischen den Landesärztekammern. „Der Wechsel zwischen Bundesländern bedeutet oft zusätzliche Arbeit und Kosten. Eine Vereinheitlichung der Anforderungen wäre ein großer Fortschritt“, fordert Becker. Einheitliche Regelungen könnten nicht nur die klinische Weiterbildung, sondern auch die Anrechenbarkeit von Forschungszeiten erleichtern.

Fazit und Ausblick

Die JUNGE DGIM plädiert in ihrer Stellungnahme für eine sorgfältige Überprüfung der Weiterbildungsinhalte, bevor über eine Verkürzung entschieden wird. Ziel ist es, eine qualitativ hochwertige und gleichzeitig effiziente Weiterbildung zu gewährleisten. Die nächste Phase der Reform wird entscheidend sein, um den ärztlichen Nachwuchs optimal auf die Herausforderungen einer sich wandelnden Gesundheitsversorgung vorzubereiten.

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