Bundesärztekammer: Sofortpaket für das Gesundheitswesen


BÄK-Präsident Dr. med. Klaus Reinhardt hat zwischen den Tagen nicht durchgeatmet, sondern einige Forderungen in Richtung Gesundheitspolitik formuliert. 

Um den Hausärzte-Mangel in Deutschland einzudämmen, fordert die Bundesärztekammer eine Beschränkung der freien Arztwahl. (Foto von Olivier Collet auf Unsplash)

 

Er möchte nicht weniger als ein Sofortpaket für das Gesundheitswesen von einer neuen Bundesregierung. Ein Punkt darunter ist die von der Ampel geplante, aber nicht mehr umgesetzte Abschaffung der Honorar-Obergrenze für Hausärzt:innen. Das würde einen Anreiz zur Niederlassung schaffen. Denn: Laut Schätzungen sind aktuell ca. 5.000 Hausarztstellen unbesetzt.

Außerdem plädiert Reinhardt für mehr Möglichkeiten, dass Ärzt:innen im Ruhestand weiter in Teilzeit arbeiten können. Wichtig sei dabei jedoch zu beachten, dass ältere Ärztinnen und Ärzte eher keine wirtschaftliche Verantwortung für eine eigene Praxis mehr übernehmen wollen. Er bringt auch weitere finanzielle Anreize ins Spiel, entweder eine Befreiung von der Sozialversicherungspflicht oder steuerliche Vorteile. Ein anderer wichtiger Aspekt ist für ihn, die Übernahme von Praxen durch Finanzinvestoren zu regulieren.

Verbindliches Hausarztsystem

Der GKV-Spitzenverband möchte, dass eine Bevorzugung von Privatversicherten gegenüber Kassenpatienten bei der Terminvergabe gesetzlich verboten wird. Zudem wies der Präsident der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, eine Forderung aus dem SPD-Wahlprogramm nach einer Termingarantie zurück. Für ihn ist das „populistischer Blödsinn“, denn dafür müssten die Praxen erst einmal über freie Kapazitäten verfügen.

Zu dieser Debatte hat Reinhardt sich für ein verbindliches Hausarztsystem ausgesprochen. So habe auch er beobachtet, dass im Laufe der letzten 30 Jahren es „tatsächlich schwieriger geworden“ ist, Termine in Arztpraxen zu bekommen. Dies gelte aber nicht nur für gesetzlich Versicherte, sondern zunehmend auch für Privatpatienten. Eines der Hauptprobleme sei, dass die Terminvergabe im Gegensatz zu anderen Ländern völlig unkoordiniert passiert. Seine Lösung sieht vor, dass die Patient:innen sich zunächst an einen dauerhaft behandelnden Arzt wenden und dieser dann über die weitere Behandlung entscheidet. Solche Strukturen müssten aber verbindlich und nicht nur freiwillig etabliert werden.

Auch Lösung gegen den Hausärzte-Mangel

In der Beschränkung der freien Arztwahl sieht er auch einen Weg, um gegen den Hausärzte-Mangel angehen zu können. Wer dennoch eine völlig freie Arztwahl in Anspruch nehmen möchte, müsste dann einen höheren Krankenkassenbeitrag oder eine Praxisgebühr bezahlen.

Reinhardt beruft sich auf Erhebungen, nach denen Patient:innen in bestimmten Regionen im Schnitt 1,5 Hausärzte haben. Und dazu kommt, dass die Ärzt:innen in der Regel nichts voneinander wüssten. So etwas könne sich Deutschland „vor dem Hintergrund der zunehmenden Personalnot und steigender Kosten nicht mehr leisten“, moniert Reinhardt.

 

Quellen: Deutschlandfunk, Rheinische Post

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