CDU-Gesundheitspolitikerin Borchardt: „Rabattverträge haben das System kaputtgespart“


CDU-Politikerin Simone Borchardt machte im Deutschlandfunk deutlich, dass Rabattverträge und fehlende Produktionsanreize zentrale Ursachen seien – und kündigte Gegenmaßnahmen an.

Auf dem Foto ist ein Apotheken A zu sehen.

Die Diskussion um Lieferengpässe und Apothekensterben, die auch den Deutschen Apothekertag prägte, zeigt: Es braucht schnelle wie langfristige Lösungen. Sowohl in der europäischen Arzneimittelproduktion als auch bei der Stärkung der Vor-Ort-Apotheken. (Foto von Jahanzeb Ahsan auf Unsplash)

 

Lieferengpässe bei hunderten Arzneimitteln, wirtschaftlicher Druck auf Apotheken und ungelöste Strukturprobleme: Diese Themen prägten den Deutschen Apothekertag.


Lieferengpässe: „Es fehlen immer rund 500 Medikamente“

„Das Thema ist wirklich ein Dauerthema“, so Borchardt. Seit Jahren würden regelmäßig etwa 500 Präparate fehlen: von Antibiotika für Kinder bis hin zu Blutdruckmitteln. Die Ursache sei nicht nur die Abhängigkeit von ausländischen Produktionsstätten, sondern auch das deutsche System der Rabattverträge: 

„Teilweise haben die Generikahersteller den Grenzkostenbereich erreicht. Wenn man es drastisch sagen will: Das haben wir kaputtgespart.“ Viele Unternehmen gäben ihre Ware deshalb lieber ins Ausland ab. Ein neuer Pharma-Dialog im Kanzleramt solle nun Strategien entwickeln, „wie sich Produktion wieder lohnt und wir sie nach Deutschland zurückholen.“


Apotheken unter Druck: Hilfen kommen spät

Auch die wirtschaftliche Lage der Apotheken war Thema im Deutschlandfunk-Gespräch. „Keine Apotheke darf mehr sterben“, betonte Borchardt. Reformen wie die Wiedereinführung von Skonti, flexiblere Öffnungszeiten und ein erleichterter Austausch bei nicht lieferbaren Medikamenten sollen die Betriebe entlasten. 

Eine höhere Vergütung sei zwar im Koalitionsvertrag vereinbart, werde aber erst in den nächsten Haushaltsjahren umgesetzt. Auf Kritik, dass viele Apotheken schon jetzt akut gefährdet seien, entgegnete Borchardt: „Die Apotheken sind für uns sehr, sehr wichtig. Wir behalten das Fixum im Blick und holen es so schnell wie möglich nach.“


Online-Handel mit Rezeptpflichtigem in der Kritik

Deutlich äußerte sich die CDU-Politikerin auch zum Versandhandel mit verschreibungspflichtigen Medikamenten: „Ich bin gegenüber dieser Forderung aufgeschlossen.“ Apotheken vor Ort unterlägen strengen Qualitätsvorgaben, während bei Versandapotheken weder Transport noch Lagerung lückenlos kontrolliert würden. „Wir wissen nicht, ob das Paket irgendwo in der Hitze steht und das Medikament seine Wirksamkeit verliert. Da müssen wir gleichwertige Regularien schaffen.“

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