FDA aktualisiert Liste: Bereits über 880 zugelassene KI-basierte Medizinprodukte


Insgesamt führt die Behörde nun 882 zugelassene AI-/ML-basierte Produkte. Ganz vorne die Radiologie. 

Auf dem Foto ist ein Medizinprodukt zu sehen, das in einer Behandlung eingesetzt wird. In diesem Fall wird eine Hand geröngt.

Die wachsende Zahl an KI-Produkten für Früherkennung, Verlaufsmessung und Therapie-Monitoring könnte mittelfristig auch die Anforderungen an klinische Studien, Real-World-Daten und Begleitdiagnostik verändern. (Foto von Tom Claes auf Unsplash)

Auch in der Kardiologie, Onkologie und Neurologie nimmt die Zahl der KI-basierten Diagnostiksysteme deutlich zu.

Anstieg von KI-Medizinprodukten

Die US-amerikanische FDA hat im letzten Mai ihre Übersicht der KI-/ML-basierten Medizinprodukte erneut aktualisiert. Die aktuelle Liste umfasst jetzt 882 Einträge, was einen Zuwachs von 191 Produkten im Vergleich zum Vorjahr bedeutet – ein deutliches Signal für die zunehmende klinische Integration von Künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen.

Radiologie weiter klar dominierend


Mit rund 75% aller KI-Produkte bleibt der Bereich Radiologie führend. Hier kommen KI-Systeme vorrangig bei der Bildanalyse und Entscheidungsunterstützung zum Einsatz, z. B. in der Erkennung von Tumoren, Frakturen oder Schlaganfällen.

Weitere KI-Anwendungsfelder:
 Neben der Radiologie wächst auch die Zahl der KI-gestützten Tools in anderen Fachrichtungen. Darunter:

  • Kardiologie: z. B. KI-basierte EKG-Analyse (AliveCor, CardioSignal)
  • Pathologie & Onkologie: KI zur Mustererkennung in Gewebeproben
  • Augenheilkunde: automatisierte Netzhaut-Screenings
  • Neurologie: Diagnostik bei Epilepsie oder Alzheimer

 

Die von der FDA regelmäßig aktualisierte Übersicht bietet eine Referenz für zugelassene KI-Systeme in der Medizin. Alle Einträge basieren auf 510(k)-Zulassungen oder De Novo-Klassifikationen, also regulierten Prüfverfahren, die Sicherheit und Wirksamkeit der Technologien bestätigen.

Mit der separaten KI-Liste möchte die FDA den Fortschritt bei „AI-enabled Medical Devices“ öffentlich nachvollziehbar machen. Auch mit Blick auf zukünftige Anforderungen an Transparenz, Erklärbarkeit und Risikobewertung.

Kontext für Deutschland und Europa

Während die FDA schon mehrere hundert KI-Produkte einzeln aufführt, fehlt im europäischen Raum bislang eine vergleichbar transparente Übersicht. Die kommende EU-Verordnung zur Künstlichen Intelligenz (EU AI Act) könnte dies jedoch ändern: Sie sieht u.a. Kennzeichnungspflichten für „High Risk AI Systems“ im Gesundheitswesen vor.

Besonders relevant für Pharma

Die wachsende Zahl an KI-Produkten für Früherkennung, Verlaufsmessung und Therapie-Monitoring könnte mittelfristig auch die Anforderungen an klinische Studien, Real-World-Daten und Begleitdiagnostik verändern.

Und: Der kommende EU AI Act dürfte auch die pharmazeutischen Akteure stärker in die Verantwortung nehmen, wenn KI etwa in Kombination mit Companion Diagnostics, digitalen Biomarkern oder DTx-Lösungen zum Einsatz kommt.

FDA-Kategorien aktueller digitaler Medizinprodukte

KI-/ML-gestützte Medizinprodukte

  • Die FDA führt eine Liste mit inzwischen 882 zugelassenen AI/ML-basierten Geräten (Stand Mai, 2024), nachdem 191 neue Einträge hinzugekommen sind.
  • Radiologie dominiert die Liste – sowohl mengen- als auch wachstumstechnisch.

 

AR-/VR-basierte Medizinprodukte

  • Die FDA hat ihre AR-/VR-Liste aktualisiert: sie umfasst jetzt 92 Einträge (genaue Quellenangabe zur Zahl direkt bestätigt).
  • Diese Technologien werden überwiegend in der chirurgischen Navigation, Rehabilitation und medizinischen Ausbildung eingesetzt.

 

Sensorbasierte Digital-Health‑Geräte (neueste Liste)

Die FDA führt erstmals eine Kategorie „sensor‑basierte digital health technology“ mit 215 Geräten, in der Kardiologie am stärksten vertreten.

Beispiele hierfür sind:

  • Nanowear SimpleSense-BP: ein AI-gesteuertes, kontinuierliches, nicht-invasives Blutdruckmessgerät.
  • Empatica Health Monitoring Platform: FDA-genehmigt für digitalisierte Herz- und Atemfrequenz, SpO₂ und weitere Biomarker.
  • AliveCor Kardia 12L: mehrkanaliges EKG-System mit dualer FDA-Genehmigung in 2024.

 

Einordnung und Bedeutung

  • Die KI-/ML-Kategorie umfasst nun fast 900 zugelassene Produkte, ein deutliches Wachstum innerhalb von 12 Monaten.
  • Die AR/VR-Gruppe spiegelt den zunehmenden Einsatz immersiver Technologien in Therapie und Ausbildung wider.
  • Die neue sensorbasierte Kategorie, vor allem mit kardiologischen Geräten, unterstreicht den medizinischen Trend zur kontinuierlichen, datengetriebenen Versorgung.

 

Fazit

Die FDA strukturiert ihren Digital-Health-Überblick neu: getrennte, fokussierte Listen für AI/ML, AR/VR und jetzt sensorbasierte Geräte. Damit möchte sie mehr Transparenz schaffen darüber, welche Medizinprodukte zugelassen sind, in welchen Bereichen sie eingesetzt werden und wie dynamisch diese Entwicklung ist – besonders in der Radiologie und Kardiologie. Die neue Sensorliste zeigt zudem, wie stark Sensorik und AI schon heute in die versorgungsnahe, digitale Medizin vorgedrungen sind.

Quellen: FDA official list: https://www.fda.gov | MedTech Dive (Juni 2024): FDA’s AI/ML device list expands | Becker’s Hospital Review: FDA quietly grows AI list

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