
Eine internationale TUM-Studie zeigt: Grundsätzlich sehen Patientinnen und Patienten den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in der Medizin positiv. (Foto von Jon Tyson auf Unsplash)
Das Ergebnis: Grundsätzlich überwiegt Zustimmung, doch je schlechter der Gesundheitszustand, desto kritischer fällt die Bewertung aus.
Erste globale Befragung unter Patientinnen und Patienten
Während die Haltung von Ärztinnen und Ärzten zu Künstlicher Intelligenz (KI) in der Medizin bereits vielfach untersucht wurde, fehlte bislang die Perspektive von Patientinnen und Patienten. Ein internationales Forschungsteam unter Leitung der TUM hat deshalb im Rahmen der COMFORT-Studie rund 14.000 Personen in 74 Kliniken auf sechs Kontinenten befragt.
57,6% der Teilnehmenden bewerteten den Einsatz von KI grundsätzlich positiv. Unterschiede zeigten sich unter anderem zwischen den Geschlechtern: Männer äußerten mit 59,1% etwas häufiger Zustimmung als Frauen mit 55,6%. Auch Technikaffinität und Wissen über KI beeinflussten die Haltung: unter den Befragten mit hohem Verständnis lag die Zustimmung bei 83,3%.
Kritischere Haltung bei schwerer Erkrankung
Ein zentraler Befund: Je schlechter der Gesundheitszustand, desto negativer fiel die Einstellung zu KI aus. Mehr als die Hälfte der Befragten mit sehr schlechter Gesundheit bewerteten Medizin-KI als „eher“ oder „sehr negativ“. In der Gruppe mit sehr gutem Gesundheitszustand äußerten dies lediglich 1,3 bzw. 5,3%. Die Forschenden vermuten, dass Erfahrungen mit dem Gesundheitssystem, Krankheitslast und psychologische Faktoren eine Rolle spielen könnten.
Erklärbarkeit und ärztliche Entscheidungshoheit im Fokus
Neben der grundsätzlichen Haltung erfasste die Studie auch Erwartungen an KI-Anwendungen. 70,2% der Befragten halten es für wichtig, dass Ergebnisse nachvollziehbar sind. 72,9% wünschen sich zudem, dass die Technologien als unterstützende Werkzeuge dienen, während die endgültige Entscheidung bei Ärztinnen und Ärzten liegt. Diagnosen, die ausschließlich von KI gestellt werden, finden nur 4,4% befürwortenswert.
Bedarf an weiteren Untersuchungen
Die Daten wurden 2023 erhoben. Seither haben sich insbesondere Large Language Models stark weiterentwickelt. „Die Einstellungen könnten sich verändert haben“, betont das Forschungsteam. Eine Folgebefragung im Rahmen des COMFORT-Konsortiums läuft bereits.
Publikation: Busch F, Hoffmann L, Xu L, et al. Multinational Attitudes Toward AI in Health Care and Diagnostics Among Hospital Patients. JAMA Netw Open. 2025;8(6):e2514452. doi:10.1001/jamanetworkopen.2025.14452
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