McKinsey GKV-Check-up 2025: Wie Krankenkassen zu datengesteuerten Organisationen werden (können)


Der aktuelle McKinsey GKV-Check-up 2025 zeigt: Ca. 25 Mrd. Euro Einsparpotenzial schlummern im System. Der Schlüssel zur Realisierung? Daten und eine tiefgreifende Transformation.

Für McKinsey steht fest: Die Krankenkassen müssen zu datengesteuerten Organisationen werden. (Foto von Salih Enes Alkan auf Unsplash)

 

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in Deutschland steht unter gewaltigem Druck – finanziell, strukturell und technologisch. Dabei haben die Krankenkassen eigentlich schon alles, was sie brauchen, um sich selber effizienter aufzustellen: Daten — Milliarden abrechnungsrelevanter Datensätze, Diagnosen, Therapieverläufe und Versorgungsdaten.

In der McKinsey Analyse wird kritisiert, dass bislang diese Daten aber kaum strategisch genutzt werden. Die zentrale Erkenntnis des Reports: Krankenkassen müssen sich von reaktiven Abrechnungsstellen zu proaktiven, datengesteuerten Organisationen entwickeln. 

Das bedeutet konkret:

  • Analytische Kompetenz im Haus aufbauen oder durch spezialisierte Partner einbinden
  • Datenströme intelligent verknüpfen, um Versorgung, Kosten und Qualität gleichzeitig im Blick zu behalten
  • Echtzeit-Analysen für gezielte Versorgungssteuerung und Prävention nutzen
  • Strategien auf Basis fundierter Evidenz statt Bauchgefühl entwickeln.

 

Fünf Hebel für Effizienz und Versorgungserfolg

Der McKinsey-Report identifiziert fünf zentrale Bereiche, in denen datengetriebene Transformation nicht nur Effizienz, sondern auch Versorgungsqualität verbessert – und dadurch Milliarden eingespart werden könnte:

  • Krankenhäuser (12 Mrd. Euro Einsparpotenzial):
 Durch gezielte Analytik lassen sich stationäre Fälle besser steuern, Überversorgung reduzieren und ambulante Alternativen fördern. Kliniken können spezialisiert und standortgenau entwickelt werden.
  • Ambulante Versorgung (3,3 Mrd. Euro):
 Digitale Analysen unterstützen eine indikationsgerechte Ressourcenverteilung und optimieren die Vergütungssystematik.
  • Pharmazeutische Versorgung (4,5 Mrd. Euro): 
Algorithmengestützte Tools helfen, Generika frühzeitig zu identifizieren, Rabattpotenziale zu nutzen und Verordnungsverhalten zu steuern. Aspekte könnten dabei sein: Nutzung von Rabattverträgen und Preisverhandlungen | Schnellere Verfügbarkeit günstiger Generika und Biosimilars | Bessere Verordnungspraxis durch digitale Unterstützung.
  • Verwaltung (1,4 Mrd. Euro):
 Prozessautomatisierung auf Basis intelligenter Datenanalysen reduziert Personalkosten und erhöht gleichzeitig die Servicequalität.
  • Prävention & Versorgungssteuerung (4,2 Mrd. Euro):
 Früherkennung, Risikogruppen-Management und zielgerichtete Gesundheitsförderung funktionieren nur mit tiefen Datenanalysen und personalisierten Strategien.

 

Der Weg zur Umsetzung: Strategien, Systeme, Skills

Damit die Analytiktransformation gelingt, braucht es mehr als gute Daten – nämlich eine strategische Neuausrichtung auf mehreren Ebenen:

  • Datenqualität und -verfügbarkeit: Interoperabilität, strukturierte Datenhaltung und klare Daten-Governance sind Grundvoraussetzungen.
  • IT-Infrastruktur und Analytics-Plattformen: Moderne Data-Lakes und KI-gestützte Tools ermöglichen präzise Analysen in Echtzeit.
  • Kompetenzaufbau: Data Scientists, Versorgungsanalysten und Fachleute für Data Governance müssen fester Teil der Organisation werden.
  • Kooperationen: Partnerschaften mit Start-ups, Forschungseinrichtungen und Technologieanbietern beschleunigen Innovationen.

 

Herausforderung Cybersecurity: Der Schutz sensibler Gesundheitsdaten

Wo große Datenmengen fließen, steigt auch das Risiko für Cyberangriffe. Der Report betont daher die Notwendigkeit robuster Cybersecurity-Strategien. Krankenkassen müssen Datenschutz, IT-Sicherheit und Krisenresilienz als integralen Bestandteil ihrer digitalen Transformation begreifen – und nicht nur als nachgelagertes Thema.

McKinsey-Fazit: Transformation ist kein Nice-to-have, sie ist überlebenswichtig

Der GKV-Check-up 2025 möchte deutlich machen: Nur wer Daten wirklich nutzt, kann die Zukunft der gesetzlichen Krankenversicherung aktiv mitgestalten. Und: Die datengesteuerte Krankenkasse ist kein ferner Zukunftstraum, sondern sie ist die nächste logische Entwicklungsstufe.

Dazu passt auch eine Aussage von Dr. Thorsten Brackert, Geschäftsbereichsleiter Unternehmensentwicklung, Techniker Krankenkasse. Er fragt sich, „ob wir das Ziel der notwendigen Regulatorik vielleicht anders definieren sollten. Unser Ziel als GKV ist es, die Gesundheit unserer Versicherten nachhaltig und verantwortungsvoll zu unterstützen. Könnte das nicht als Grundlage ausreichen? Statt für jede Datennutzung eine anlassbezogene Erlaubnis zu fordern, könnte man auf eine verantwortungsvolle Nutzung setzen.“

Er betont außerdem: „Als Gesundheitssystem insgesamt müssen wir noch viel besser darin werden, den Mehrwert von Daten zu vermitteln, sie nutzbar zu machen und sie tatsächlich einzusetzen. Eine große Herausforderung sehe ich darin, dabei sowohl die Leistungserbringer als auch die Versicherten mitzunehmen. Für Leistungserbringer muss Datennutzung einfach und wirtschaftlich sein, ohne als Störfaktor empfunden zu werden. Für unsere Versicherten gilt ähnliches: Wir müssen Lösungen schaffen, die echte Hilfestellung leisten und wertvolle Hinweise für ihre Gesundheit bieten – damit die Menschen sie regelmäßig nutzen.“

 

In der Übersicht 

Die möglichen Einsparungen laut des GKV-Check-up 2025 von McKinsey:

Krankenhäuser (12 Mrd. Euro):

  • Bessere Steuerung der Behandlungsfälle (z. B. durch ambulante statt stationäre Versorgung)
  • Schließung und Spezialisierung kleiner Kliniken
  • Digitalisierung von Prozessen

Ambulante Versorgung (3,3 Mrd. Euro):

  • Effizienzsteigerung durch gezielteren Ressourceneinsatz
  • Einsatz digitaler Tools zur Steuerung und Unterstützung von Diagnostik und Therapie

Pharmazeutische Versorgung (4,5 Mrd. Euro):

  • Nutzung von Rabattverträgen und Preisverhandlungen
  • Schnellere Verfügbarkeit günstiger Generika und Biosimilars
  • Bessere Verordnungspraxis durch digitale Unterstützung

Verwaltung (1,4 Mrd. Euro):

  • Digitale Prozesse, Automatisierung und Standardisierung
  • Reduktion des Personalbedarfs durch effizientere Abläufe

Prävention und Versorgungssteuerung (4,2 Mrd. Euro):

  • Bessere Nutzung vorhandener Daten zur Früherkennung und Steuerung
  • Ausbau evidenzbasierter Präventionsprogramme

Grafik: McKinsey GKV-Check-up 2025

Grafik: McKinsey GKV-Check-up 2025

Grafik: McKinsey GKV-Check-up 2025

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