Online-Apotheken im Aufwind: Pharma zwischen Versand und Vor-Ort-Service


Rabatte, E-Rezept, wachsender Markt: Versandapotheken holen auf, während die Zahl der Vor-Ort-Apotheken sinkt. Für Pharma bleibt die persönliche Beratung in der Offizin zentral.

Auf dem Foto ist das für Deutschland typische rote Apotheken A zu sehen.

Für Pharma bleibt die persönliche Beratung in der Offizin zentral – doch die digitale Konkurrenz gewinnt an Gewicht. (Foto von Mika Baumeister auf Unsplash)

Apotheken im Umbruch: Online-Versand legt zu, Vor-Ort-Apotheken unter Druck

Der deutsche Apothekenmarkt wächst weiter: 1,6 Mrd. Arzneimittelpackungen wurden im vergangenen Jahr abgegeben. Doch der Wettbewerb verschärft sich: Vor allem Versandapotheken wie DocMorris und Shop Apotheke profitieren vom E-Rezept und gewinnen Marktanteile hinzu. Während sie nach europäischem Recht Rabatte auf verschreibungspflichtige Medikamente gewähren, sehen deutsche Apothekerverbände darin einen Rechtsbruch und fordern Sanktionen.

Die Zahl der Vor-Ort-Apotheken sinkt seit Jahren. Aktuell gibt es noch knapp 17.000, rund 4.500 weniger als um die Jahrtausendwende. Gründe sind neben der Online-Konkurrenz auch Fachkräftemangel und fehlende Nachfolger, was besonders in ländlichen Regionen spürbar wird.

Für Pharmaunternehmen bleibt die Apotheke vor Ort dennoch ein zentraler Partner: Sie ist erste Anlaufstelle für die persönliche Beratung, für die sichere Abgabe von Arzneimitteln und für patientennahe Services. Viele Hersteller unterstützen deshalb stationäre Apotheken mit Fortbildungen, digitalen Informationsmaterialien oder Patientenprogrammen. Gleichzeitig beobachten Unternehmen die wachsende Reichweite der Online-Apotheken, die durch ihre Skalierung und das E-Rezept zunehmend an Bedeutung gewinnen – trotz hoher Verluste, die durch teure Marketingausgaben entstehen.

Noch dominiert die Vor-Ort-Apotheke beim Absatz verschreibungspflichtiger Medikamente klar: Lediglich rund zwei Prozent entfallen bislang auf den Versand. Dennoch steigt der Anteil kontinuierlich, was mittel- bis langfristig Auswirkungen auf Marktstrukturen und Patientenversorgung haben dürfte. Für die Politik stellt sich die Frage nach fairen Wettbewerbsbedingungen zwischen stationären und digitalen Angeboten. Für die Apothekerschaft geht es um die Sicherung wohnortnaher Versorgung, gerade in ländlichen Regionen.

Auch die Pharmaindustrie ist gefordert, die Entwicklung aktiv zu begleiten:

Hersteller können stationäre Apotheken durch gezielte Serviceangebote stärken. Etwa über patientenfreundliche Informationsmaterialien, digitale Beratungstools oder Programme für therapiebegleitende Unterstützung. Zudem gewinnen Schulungen und Fortbildungen für Apothekerinnen und Apotheker an Bedeutung, um komplexe Therapien kompetent begleiten zu können. Gleichzeitig wird es für Pharmaunternehmen zunehmend wichtig, die Reichweite der Versandapotheken strategisch mitzudenken, sei es bei der Distribution, in der digitalen Patientenkommunikation oder bei der Entwicklung neuer Services im Rahmen des E-Rezepts.

Damit rückt die zentrale Aufgabe in den Vordergrund: eine Balance zwischen der Stärkung der Apotheken vor Ort als unverzichtbarem Beratungs- und Versorgungspartner und dem pragmatischen Umgang mit den Chancen, die Online-Angebote für Reichweite und Patientenzugang bieten.

Quelle: Deutschlandfunk-Wirtschaftsgespräch: „Rechtsbruch“ – Stationäre gegen Versand-Apotheken. Hier zum Nachhören (3:30).

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