TK-Auswertung: Arzneiverordnungen auf neuem Höchststand


Die Techniker Krankenkasse (TK) verzeichnet für das Jahr 2024 einen Rekord bei den Arzneimittelverordnungen. 

Auf dem Foto sind lauter unterschiedliche Medikamentenpackungen zu sehen.

Im Jahr 2024 haben Erwerbstätige so viele Arzneimittel verschrieben bekommen wie noch nie. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK). (Foto von Roberto Sorin auf Unsplash)

 

Insgesamt lösten die Versicherten Rezepte für rund 33 Millionen Präparate ein. Das entspricht knapp 1,9 Milliarden definierten Tagesdosen (DDD). Damit stieg das Verordnungsvolumen im Vergleich zum Vorjahr um 3,4%. Durchschnittlich erhielt jede erwerbstätige Person 285 Tagesdosen (2023: 275).

Herz-Kreislauf-Medikamente dominieren

Am häufigsten wurden weiterhin Herz-Kreislauf-Präparate verordnet, vor allem Blutdrucksenker und Lipidstoffwechsel-Medikamente. Im Jahr 2024 entfielen durchschnittlich 108 Tagesdosen pro Erwerbsperson auf diese Gruppe. Ebenfalls verbreitet sind:

  • Magen-Darm-Mittel (v.a. Protonenpumpenhemmer wie Pantoprazol) mit 37 Tagesdosen,
  • Medikamente für das Nervensystem, darunter Antidepressiva, mit rund 31 Tagesdosen.
  • Langfristig zeigen sich starke Steigerungen: Seit 2000 nahm das Verordnungsvolumen bei Herz-Kreislauf-Medikamenten um 122%, bei Arzneien für das Nervensystem um 123% zu.

 

Unterschiede zwischen Frauen und Männern

Geschlechterbezogen gibt es deutliche Abweichungen:

  • Frauen erhielten 2024 erstmals seit über zehn Jahren mehr Tagesdosen als Männer (286 vs. 284).
  • Bei Frauen spielen neben kardiovaskulären Präparaten vor allem Schilddrüsentherapeutika und Sexualhormone eine große Rolle.
  • Bei Männern dominieren weiterhin Blutdruck- und Lipidsenker sowie Antidiabetika.

Ein Sonderfall sind junge Frauen unter 20 Jahren: Hier liegen die Verordnungsmengen überdurchschnittlich hoch, hauptsächlich aufgrund von Kontrazeptiva, die bis zu diesem Alter von den Kassen übernommen werden.

Regionale Unterschiede in der Verordnungspraxis

Auch regional variiert die Verordnungshäufigkeit stark:

  • Spitzenreiter ist Sachsen-Anhalt mit 327 Tagesdosen pro Erwerbsperson, gefolgt vom Saarland mit 322.
  • Am niedrigsten liegt das Niveau in Baden-Württemberg (252), Bayern und Berlin (je 257).

Auffällig: In Ballungsräumen wie Berlin, trotz hoher Arztdichte, werden tendenziell weniger Medikamente verschrieben. Laut TK könnte dies daran liegen, dass dort nicht-medikamentöse Behandlungsalternativen wie Physiotherapie oder Psychotherapie leichter zugänglich sind.

Einfluss von Beruf und Bildung

Nach Berufsgruppen fallen die Unterschiede geringer aus als bei Arbeitsunfähigkeitszeiten. Dennoch:

  • Arbeitslose erhielten im Schnitt rund 41% mehr Verordnungen als Erwerbstätige.
  • Nach Bildungsstand zeigt sich ein klares Muster: Beschäftigte ohne Berufsabschluss weisen die höchsten Verordnungsvolumina auf, Hochschulabsolventinnen und -absolventen die niedrigsten.

 

Ranking der am häufigsten verschriebenen Präparate

Ein Blick auf die Präparategruppen verdeutlicht, welche Arzneien im Versorgungsalltag dominieren:

  • Renin-Angiotensin-System-Hemmer (Blutdrucksenker)
  • Antibiotika
  • NSAR/Schmerzmittel
  • Schilddrüsentherapeutika
  • Antidepressiva
  • Bei den Tagesdosen dominieren Langzeittherapien: Blutdrucksenker, Lipidsenker, Antidiabetika sowie Schilddrüsen- und Sexualhormone.

 

Gründe für den Anstieg

Der generelle Zuwachs bei den Verordnungen lässt sich nach Angaben der TK auf mehrere Faktoren zurückführen:

  • Chronische Erkrankungen wie Bluthochdruck oder Stoffwechselstörungen nehmen weiter zu.
  • Schutzverordnungen: Protonenpumpenhemmer werden häufig begleitend bei Schmerzmitteltherapien eingesetzt.
  • Psychische Erkrankungen haben in den letzten Jahren zu einer verstärkten Verschreibung von Antidepressiva beigetragen.

Damit setzt sich ein langfristiger Trend steigender Arzneimittelverordnungen fort, den die TK bereits seit 2000 beobachtet.

Auf der Grafik sind die Anteile der Arzneiverodnungen der TK-Versicherten für das Jahr 2024 zu sehen.

Grafik: TK-Gesundheitsreport Arzneiverordnungen

Auf der Grafik ist die Auswertung der Tagesdosen nach Altersgruppen zu sehen, die die TK für das Jahr 2024 analysiert hat.

Grafik: TK-Gesundheitsreport Arzneiverordnungen

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