Trotz US-Zöllen: Pharma- und BioTech-Unternehmen bleiben positiv


Laut einer Horváth-Studie blicken Pharma- und Biotechnologie-Unternehmen trotz US-Zöllen nach wie vor positiv in die Zukunft.

Führende europäische Life-Sciences-Unternehmen erwarten eine positive Geschäftsentwicklung in 2025 und 2026, trotz der noch offenen Auswirkungen von US-Zöllen. (Foto von Justin Wilkens auf Unsplash)

 

So erwarten zwei Drittel der Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder der Unternehmen ein Ergebniswachstum von über fünf Prozent, für 2026 nochmals in gleicher Höhe. Dies sind Ergebnisse der Studie „Life Sciences Executives Flash Report“ der Managementberatung Horváth.

Philipp Temmel, Studienleiter und Head of Chemicals & Life Sciences bei Horváth, erklärt diesen Optimismus folgendermaßen:

„Die Nachfrage nach pharmazeutischen und biotechnologischen Produkten made in Germany or Europe wird global als leicht steigend eingeschätzt. Angesichts auch für Arzneiprodukte perspektivisch drohender US-Zölle ist temporär mit vorgezogenen Käufen im Sinne von Bevorratung zu rechnen, wobei dem angesichts von Haltbarkeiten natürlich Grenzen gesetzt sind.“

Er ergänzt zudem: „Welche Dynamiken sich nach diesem kurzfristigen ,Window of Opportunity‘ nach Einführung der Zölle entwickeln, ist jedoch derzeit noch nicht absehbar, weshalb Konzerne aller Voraussicht nach wieder stärker alternative Märkte in Betracht ziehen müssen. Der Markt Europa und insbesondere Deutschland gilt mittelfristig in manchen Bereichen als ein neuer Wachstumsmarkt, da aufgrund der alternden Bevölkerung der Bedarf an Medikamenten und bestimmte Therapien wie neurodegenerative oder rheumatische Krankheiten steigen wird.“

Rückbesinnung auf EU-Kernmarkt

Die befragten Unternehmen geben an, wieder stärker in ihre europäischen Standorte investieren zu wollen: Zwei Drittel planen beispielsweise, R&D-Investitionen in diesem Jahr regional aufzustocken. Doch gleichzeitig kritisieren 73% starke Nachteile durch hohe Personalkosten und Regulatorik in Europa. 

Dem werden die Unternehmen mit Kostenoptimierung, Effizienzsteigerung und strukturellen Anpassungen, ermöglicht vor allem durch Digitalisierung und insbesondere KI, entgegensteuern. Dadurch sollen vor allem administrative Kosten gesenkt und mehr Handlungsspielraum sowohl für M&A und Lizenzvergaben als auch für Forschung und Entwicklung eröffnet werden.

Temmel erklärt: „Strukturelle Entlastungen durch politische Weichenstellungen, wie in Deutschland angestoßen, werden von den Unternehmen natürlich enorm begrüßt – für dieses Jahr kalkulieren sie aber noch keine Effekte ein, da sie sich noch zu unsicher sind.“

Erwartete Marktverschiebung durch KI

Gefragt nach der Management-Agenda für 2025, werden Kostenoptimierungen am häufigsten genannt, gefolgt von organisatorischen Umstrukturierungen zur Effizienzsteigerung. Sieben von zehn Befragten geben an, dass KI-Innovationen das Geschäftsmodell stark verändern werden, beispielsweise im Bereich der Identifizierung biologischer Targets in der Forschung („target ID in Research“) oder bei der Patientenrekrutierung für klinische Studien. Deswegen ist ein wichtiges Thema auch die „strategische Anpassung des Geschäftsmodells“.

Die zunehmende Digitalisierung hat im Life-Sciences-Sektor kaum Auswirkungen auf die Personaldecke, zumindest keine negativen im laufenden Jahr. Im Gegenteil: 39% der Unternehmen gehen von einem steigenden Personalbedarf im Laufe des Jahres aus, die Hälfte von stabiler Personalstärke und nur elf Prozent von Personalabbau. „In der Pharmaindustrie herrscht ohnehin Fachkräftemangel, und für die notwendigen Transformationen braucht es noch mal mehr spezialisierte Mitarbeiter“, betont Temmel.

 

Für die Studie „Life Sciences Executives Flash Report“ wurden in Tiefeninterviews über 30 Vorstands- und Geschäftsführungsmitglieder marktführender europäischer Pharma- und BioTech-Unternehmen zu Geschäftsaussichten und strategischen Prioritäten befragt. Die Stichprobe ist repräsentativ für diesen Industrie-Ausschnitt. Die Befragung fand im 1. Quartal 2025 statt, die Auswertung erfolgte im April 2025.

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