WHO-Mitgliedstaaten: Durchbruch bei globalem Pandemieabkommen


Nach über drei Jahren intensiver Verhandlungen haben sich die WHO-Mitgliedstaaten auf einen Entwurf für ein internationales Pandemieabkommen geeinigt. 

Nach drei Jahren Diskussion und Verhandlung: die WHO-Mitgliedstaaten haben einen wichtigen Schritt in ihren Bemühungen gemacht, die Welt sicherer vor Pandemien zu machen. (Foto: WHO / Christopher Black)

 

Der Vorschlag soll auf der 78. Weltgesundheitsversammlung im Mai 2025 zur Prüfung vorgelegt werden.

Ziele des Abkommens

Das Abkommen zielt darauf ab, die globale Zusammenarbeit bei der Prävention, Vorsorge und Reaktion auf zukünftige Pandemien zu stärken.

Kernpunkte des Entwurfs sind:

  • Teilen und Austausch von Wissen: Wichtige Informationen wie die DNA-Sequenz über Pathogene sollen frei ausgetauscht werden, damit Medikamente und Impfstoffe entwickelt werden können. Dafür sollen Pharmaunternehmen der WHO 10% ihrer Produktion als Spende zur Verteilung in ärmeren Ländern abtreten (Pabs-System). Weitere Produktionsanteile sollen zumindest günstig zur Verfügung gestellt werden. Die Modalitäten müssen noch ausgehandelt werden und sollen in einem Anhang zum Vertrag stehen.
  • Pharmaunternehmen sollen ihr Know-how zur Herstellung von Medikamenten und Impfstoffen teilen, um so auch Produktionen in anderen Ländern zu ermöglichen. Das ist aber unter Vorbehalt, da den europäischen Unterhändlern wichtig war, dass die Beteiligung der Firmen freiwillig bleibt.
  • Ergreifen konkreter Maßnahmen zur Pandemieprävention, u.a. durch einen One-Health-Ansatz.
  • Aufbau geografisch verteilter Forschungs- und Entwicklungskapazitäten.
  • Erleichterung des Technologietransfers für die Herstellung pandemiebezogener Gesundheitsprodukte.
  • Stärkung der Gesundheitssysteme und Einrichtung eines globalen Lieferketten- und Logistiknetzwerks.
  • Mobilisierung qualifizierter, geschulter und multidisziplinärer Fachkräfte für den nationalen und globalen Gesundheitsnotfall.
  • Einrichtung eines koordinierenden Finanzierungsmechanismus.

 

Reaktionen und Kritik

Während viele die Einigung als bedeutenden Fortschritt feiern, gibt es auch kritische Stimmen. Hilfsorganisationen wie „Brot für die Welt“ warnen, dass der Vertrag zu sehr auf Freiwilligkeit setze und den Interessen von Pharmaherstellern zu viel Raum gebe. Insbesondere befürchten sie, dass Länder des Globalen Südens erneut benachteiligt werden könnten. 

Noch-Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach äußerte sich optimistisch und betonte, dass aus den bisherigen Verhandlungen viele Punkte hervorgegangen seien, auf die man nun aufbauen könne.

USA und Argentinien treten aus WHO aus

Ein Wermutstropfen für das Abkommen ist der Austritt der USA aus der WHO. US-Präsident Donald Trump kündigte kurz nach Beginn seiner zweiten Amtszeit den Austritt an, da er die WHO als voreingenommen und ineffizient kritisierte. Die WHO bedauerte diesen Schritt und hofft auf einen konstruktiven Dialog zur Aufrechterhaltung der Partnerschaft. Auch Argentinien hat seinen Austritt aus der WHO erklärt, mit der Begründung, die nationale Souveränität gegen internationale Eingriffe verteidigen zu wollen. 

Beide Länder waren zuvor wichtige Mitglieder und ihre Abwesenheit könnte die globale Gesundheitsstrategie beeinträchtigen.

Ausblick

Die endgültige Entscheidung über das Pandemieabkommen steht noch aus. Die Weltgesundheitsversammlung wird im Mai 2025 über den Vorschlag beraten. Trotz der Herausforderungen und des Austritts bedeutender Mitglieder bleibt die Hoffnung, dass das Abkommen einen wichtigen Beitrag zur globalen Gesundheitssicherheit leisten wird.

Für Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus, Generaldirektor der WHO, haben „die Nationen der Welt ... in Genf Geschichte geschrieben. Mit der Einigung über das Pandemieabkommen haben sie nicht nur ein Generationenabkommen für mehr Sicherheit in der Welt geschlossen, sondern auch gezeigt, dass der Multilateralismus lebendig und gesund ist und dass die Nationen in unserer gespaltenen Welt weiterhin zusammenarbeiten können, um eine gemeinsame Basis und eine gemeinsame Antwort auf gemeinsame Bedrohungen zu finden. 

Ich danke den WHO-Mitgliedstaaten und ihren Verhandlungsteams für ihre Weitsicht, ihr Engagement und ihre unermüdliche Arbeit. Wir freuen uns auf die Prüfung des Abkommens durch die Weltgesundheitsversammlung und – so hoffen wir – auf dessen Annahme.“ 

 

WHO-Pandemieabkommen: Großer Wurf oder Flickwerk? Zum Nachhören beim Dlf (4:34).

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