Umfrage: Was erwarten Pharmamanager von 2023?


Der PM—Report fragt in der Januar Ausgabe nach den Erwartungen an das aktuelle Geschäftsjahr. Mit einem Statement von u.a. Petra Jumpers von Lilly und Dr. Matthias Wernicke von Merck.

Mit welchen Herausforderungen rechnen die Pharmaunternehmen in diesem Jahr? (Foto von Ben Sweet auf Unsplash)

Pharmaausblick 2023 

Im Vergleich zum „Pharmaausblick 2022“ sind die Erwartungen deutlich düsterer: Nur 48% der Befragten gehen von einer steigenden Umsatzentwicklung aus (2022: 68%). Und einen Veränderungsdruck auf das bestehende Geschäftsmodell verspüren 76% (2022: 66%).*

Ganz überraschend ist die negative Grundstimmung wohl nicht. War das vergangene Jahr durch einige Herausforderungen geprägt. Beschreibt BPI-Vorsitzender Dr. Hans-Georg Feldmeier die Situation so: „Die Energiekrise und die gestiegenen Kosten für die Arzneimittelproduktion verschärfen die Situation der Unternehmen dramatisch… Wegen Rabattverträgen, Preismoratorium, Erstattungs- und Festbeträgen können sie die Kostensteigerungen nicht wie andere Branchen über Preisanpassungen kompensieren.“ Und weiter meint er noch: „Unsere Mitgliedsunternehmen berichten vermehrt, dass sie ihre Produktportfolios überprüfen und um wirtschaftliche Produkte bereinigen müssen.“

Wie schätzen die Lage Pharmamanager:innen ein?

Robert Sunjic, Head of DACH Grünenthal GmbH, sieht die fortschreitende Digitalisierung als richtungsgebend an: „Als zentralen Faktor für unsere Industrie sehe ich in nächster Zeit den richtigen Umgang mit der fortschreitenden Digitalisierung und, eng damit verbunden, die Schaffung einer bedarfsgerechten Customer Experience für unsere Kund:innen. Die Digitalisierung verändert unser Business bereits seit einiger Zeit ganz erheblich, und dieser Prozess wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen...

In einer immer fragmentierteren Landschaft von analogen und digitalen Kanälen und Touchpoints ändert sich auch das Informationsverhalten unserer Kund:innen, und sie suchen sich genau die Angebote aus, die für sie relevant und nutzbringend sind. Für uns als Industrie geht es daher in den nächsten Jahren noch stärker darum, die Kund:innenperspektive einzunehmen und für sie die optimale, d.h. genau auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Customer Experience zu schaffen. Hierfür bedarf es einer ausgereiften Omnichannel-Strategie, die die Kund:innen ganzheitlich betrachtet, also nicht nur aus der Perspektive einer einzigen Fachabteilung wie dem Marketing, sondern abteilungsübergreifend und cross-funktional. Diese Themen sind natürlich nicht völlig neu, aber ich bin überzeugt, dass unsere Industrie sich hier noch weiterentwickeln kann – und muss.”

Für Petra Jumpers, Geschäftsführerin Lilly Deutschland, Österreich und Schweiz, ist der „... aktuell restriktive Kurs in der deutschen Gesundheitspolitik ... als eine der größten Herausforderungen für 2023 und darüber hinaus. So ist beispielsweise das GKV-Finanzstabilisierungsgesetz aus unserer Sicht ein fatales Signal an eine der forschungsintensivsten und innovationskräftigsten Branchen Deutschlands und ein herber Rückschlag für die Wettbewerbsfähigkeit der hiesigen Unternehmen.

Die derzeitige Politik kann dazu führen, dass Arzneimittelhersteller hierzulande weniger investieren. Der Wirtschafts- und Gesundheitsstandort Deutschland wird dadurch nachhaltig geschwächt. Hier besteht dringender Handlungsbedarf, den die Politik mit Fokus auf die Patient:innen gemeinsam mit allen relevanten Gesundheitsakteuren angehen muss... Entscheidend für uns als Pharmaunternehmen wird es in den kommenden Jahren deshalb sein, dass sich die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen in Deutschland wieder verbessern und der politische Fokus wieder stärker auf die Versorgungssicherheit von Patient:innen gelegt wird."

Dr. Matthias Wernicke, Geschäftsführer Merck Healthcare Germany, betont: „Um als zukunftsfähiger und nachhaltiger Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig zu bleiben, hat sich Deutschland ambitionierte Ziele für den Umbau seiner industriellen Basis gesetzt. Dieses wohl ambitionierteste industriepolitische Vorhaben seit 100 Jahren ist eine große Chance – auch und gerade für die pharmazeutische Industrie am Standort Deutschland...

Die Auswirkungen des beschlossenen Gesetzes zur Stabilisierung der GKV-Finanzen schwächt die Branche erheblich. Dieses Gesetz ändert die Geschäftsgrundlage der pharmazeutischen Industrie in Deutschland grundlegend. So resultieren alleine aus dem sogenannten Herstellerrabatt zusätzliche Belastungen von 1,3 Milliarden Euro für 2023. Hinzu kommen gravierende Eingriffe in das Erstattungssystem. Dies verstärkt den Kostendruck und hat unmittelbar negative Konsequenzen für die Investitionstätigkeit der Branche. Die Hoffnungen der pharmazeutischen Industrie richten sich nun darauf, dass die von der Bundesregierung zum Jahresende 2023 vorgesehene Evaluation der Auswirkungen des Gesetzes auf die Patientenversorgung und den Industriestandort sehr gewissenhaft und ergebnisoffen durchgeführt wird."

Für Dr. Simone Meyer, Leitung Marketing und Produktmanagement Salus, sind „Klimaschutz und Nachhaltigkeit Themen, die uns in allen Lebensbereichen noch stärker beeinflussen werden. Eine globale Herausforderung, der wir uns auch im Pharmabereich stellen müssen... Was wir in den nächsten Jahren auch nicht unterschätzen und vernachlässigen sollten, ist ein aus meiner Sicht notwendiger Weg zurück zur Natur. Mehr denn je streben Menschen danach, gesund zu sein. Doch für viele ist Gesundheit nichts mehr Natürliches mehr. Wirkstoffe aus der Natur sind ihnen fremd. Damit im Zusammenhang stehen auch gefährliche Antibiotika-Resistenzen, mit denen wir schon heute zu kämpfen haben. Leider gerät das Wissen um Naturheilkräfte immer mehr in Vergessenheit. Umso wichtiger ist es, dass jemand den natürlichen Heilmittelschatz wahrt und ständig erweitert..."

 

Die gesamte Auswertung der Umfrage für 2023 finden Sie in der aktuellen Ausgabe des PM—Report (1/23).

*Quelle: 13. Umfrage „Aussichten für die Pharmabranche“, vom 24. November bis 19. Dezember 2022, durchgeführt vom PM-Report in Kooperation mit Insight-Health GmbH & Co. KG und Infothek GmbH. Geantwortet haben 92 Manager:innen aus der Pharmaindustrie.

Bereiche: 32% Originalprodukte, 23% Generika, 7% Biosimilars, 26% RX-Präparate, 43% OTC-Präparate, 24% Sonstige (u.a. Diagnostik, Hilfsmittel, Nahrungsergänzung, Medizintechnik).

Position: 37% Geschäftsführung, 23% Marketing, 30% Vertrieb/Außendienst, 12% Marktforschung, 8% Produktmanagement, 9% Sonstiges (z. B.: Market Access, Kommunikation, CRM, PR, Controlling).

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