
Healthcare Professionals (HCPs) bewegen sich heute selbstverständlich zwischen analogen und digitalen Medien. Aber dabei ist „mehr“ nicht automatisch „besser“, sondern Kommunikation sollte diese Ebenen integrieren. (Foto von Jerry Zhang auf Unsplash)
HCP-Kommunikation: Konsistenz schaffen, Kontexte verstehen
HCPs bewegen sich heute selbstverständlich zwischen analogen und digitalen Medien. Sie erwarten relevante, präzise und situationsgerechte Informationen: ob im Fachjournal, auf Social Media oder im persönlichen Austausch. Expert:innen geben Antworten.
Die Ansprache von HCPs ist komplexer geworden: Jüngere Ärzt:innen, Apotheker:innen und Pflegekräfte sind mit digitalen Medien aufgewachsen und erwarten Schnelligkeit, Interaktivität und Personalisierung. Gleichzeitig vertrauen erfahrenere Zielgruppen nach wie vor stark auf Printformate und persönliche Gespräche.
Für Pharmaunternehmen bedeutet das: Digitale Kanäle liefern Tempo und Interaktion, Print schafft Tiefe und Verankerung, der Außendienst baut Vertrauen auf. Erfolgreiche Kommunikation integriert diese Ebenen, statt sie gegeneinander auszuspielen.
Channel Adaptability statt Redundanz
„Am Anfang steht immer die zentrale Botschaft: klar definiert, fundiert und modular gedacht“, betont Kathleen Rieser (good healthcare group). Doch Konsistenz bedeute nicht, dieselbe Information beliebig zu kopieren. Vielmehr gehe es um Channel Adaptability. Jeder Kanal muss seinen spezifischen Mehrwert entfalten.
Ein häufiger Fehler sei die bloße Wiederholung über mehrere Kanäle hinweg. Das wirke schnell redundant. Stattdessen brauche es einen roten Faden, der sich konsistent durchzieht, aber pro Kanal unterschiedliche Impulse setzt.
Präzision durch modulare Content-Architektur
Für Dr. Patrick Neubert (Spirit Link) ist crossmediale Ansprache vor allem eine Frage der medizinischen Präzision. Ob Fachartikel, Webinar, Podcast oder LinkedIn-Beitrag: die Key Messages müssen inhaltlich valide, anschlussfähig und situationsgerecht ausgestaltet sein.
Neubert plädiert für eine Content-Architektur entlang der HCP-Journey: vom Awareness-Impuls über vertiefende Inhalte bis hin zu klinischer Anwendung. Typische Fehler seien:
- Tonalitätsbrüche zwischen Print und Digital
- Copy-Paste komplexer Inhalte in ungeeignete Formate
- unklare Zielhierarchien („Kommunikation bleibt taktisch“)
Strategische Planung und ein klares Ziel pro Kanal sind entscheidend, um Wirkung zu entfalten.
Mehrwert durch differenzierte Mediennutzung
„Crossmedia bedeutet nicht: doppelt hält besser“, bringt es Ihno Fokken (Friesische Freiheit) auf den Punkt. Der Schlüssel liegt darin, die spezifischen Benefits der Kanäle auszuschöpfen:
- Print bietet Tiefe, Objektivität und fachliche Glaubwürdigkeit.
- Digital ermöglicht Schnelligkeit, Interaktivität und Snackability.
- Video oder KOL-Statements können zusätzliche Perspektiven liefern und Praxisnähe schaffen.
So entstehen Inhalte, die sich ergänzen, statt redundante Formate, die HCPs schnell langweilen.
Haltung als Fundament
Für Christian Kaeßmann und Anna-Luise Pielsticker (PLAN) beginnt wirksame Kommunikation nicht mit dem Kanal, sondern mit einer klaren Haltung. Marken, die ihre Werte definieren, schaffen Orientierung und Vertrauen, egal ob im Fachartikel, Newsletter oder Social Post.
Konsistenz bedeutet dabei nicht Gleichförmigkeit, sondern stringentes Erzählen über alle Formate hinweg. Print und Fachportale eignen sich für fundierte Analysen, Social Media oder Newsletter für kurze Impulse. Entscheidend sei, HCPs nicht nur nach Alter oder Digitalaffinität zu clustern, sondern nach Mindsets, Werten und fachlichen Interessen.
Medienpräferenzen als Beziehungstreiber
Alle Expert:innen betonen: Medienpräferenzen von HCPs sind dynamisch und kontextabhängig.
- Ein Kardiologe kann morgens digitale Fachpresse lesen, mittags ein Webinar schauen und abends Print zur Vertiefung nutzen.
- Onkolog:innen bevorzugen oft lange, evidenzbasierte Formate.
- Die Situation (Zeit, Ort, Gerät) beeinflusst maßgeblich, welches Medium gewählt wird.
Crossmedia braucht Relevanz und Strategie
Crossmediale HCP-Kommunikation ist weit mehr als das Ausspielen von Inhalten auf verschiedenen Kanälen. Entscheidend sind:
- Relevanz vor Quantität: Weniger, aber prägnanter Content wirkt nachhaltiger.
- Kohärenz vor Kopie: Konsistenz bedeutet angepasste Botschaften, nicht Copy-Paste.
- Strategie vor Ad-hoc: Klare Kampagnenlogik schlägt Einzelmaßnahmen.
- Respekt vor Präferenzen: HCPs entscheiden situativ, welches Medium sie nutzen.
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