DKMS Mechtild Harf Wissenschaftspreis 2024


Prof. Dr. Robert Zeiser, Wissenschaftler im Gebiet der allogenen Stammzelltransplantation, ist mit dem DKMS Mechtild Harf Wissenschaftspreis 2024 ausgezeichnet worden.

v.l. Tobias Wertheimer, MD, Gewinner DKMS John Hansen Research Grant, Prof. Robert Zeiser, DKMS Mechtild Harf Wissenschaftspreisträger 2024, Livius Penter, MD, Gewinner DKMS John Hansen Research Grant

 

Mit diesem mit 10.000 Euro dotierten Preis werden Lebensleistungen international renommierter Mediziner:innen und Wissenschaftler:innen im Bereich der Stammzelltransplantation und zellulären Therapien gewürdigt.

„Die Ergebnisse von Prof. Dr. Robert Zeiser in der Grundlagenforschung der Graf-versus-Host-Disease haben zu neuen Therapieansätzen geführt, die die Praxis verändern und das Outcome für Patient:innen nach Stammzelltransplantation relevant verbessern. Ähnliches gilt für seine Studien zur Kontrolle des Krankheitsrückfalls nach Transplantation“, betont Prof. Dr. Katharina Fleischhauer, Mitglied im Medizinischen Beirat der DKMS und Leiterin des Instituts für Zelltherapeutische Forschung am Universitätsklinikum Essen.

Hintergrund zu Zeisers Arbeit

Für einen Großteil der Patient:innen mit akuter Leukämie ist eine allogene Blutstammzelltransplantation die einzige Chance auf Heilung. Doch die Therapie ist mit Risiken verbunden: Nach der Transplantation kommt es bei etwa jedem Zweiten zu einer lebensbedrohlichen Immunreaktion, der sogenannten Graft-versus-Host-Disease (GvHD). Dabei erkennen bestimmte Zellen (die T-Zellen) im Transplantat des Spenders die Zellen bzw. Organe des Empfängers als fremd und schädigen sie. GvHD löst schmerzhafte Entzündungen an diversen Organen aus. Etwa die Hälfte der GvHD-Patient:innen spricht nicht auf gängige immunsuppressive Therapien wie Kortison an und lange Zeit stand keine weitere Behandlungsoption zur Verfügung.

Durch die Arbeit von Prof. Zeiser und seinem Team hat sich das geändert: Durch die genaue Erforschung der Krankheitsprozesse erkannten sie, dass ein Wirkstoff aus der Familie der Januskinase-Inhibitoren in der Lage ist, die bei einer GvHD auftretenden Entzündungsbotenstoffe zu hemmen. Mithilfe eines bereits zugelassenen Krebsmedikaments konnte so die unerwünschte Reaktion abgeschwächt und teilweise verhindert werden. 

Die Ergebnisse der initiierten internationalen multizentrischen Phase-III-Studie führten zur Zulassung für Ruxolitinib zur Behandlung der akuten und Kortikosteroid-refraktären GvHD.  
Durch weitere Forschungsergebnisse konnten Zeiser und sein Team nachweisen, dass die akute Immunreaktion nach einer Transplantation oft im Darm beginnt, weil dieser seine Barrierefunktion verliert. 

„Unsere Analysen zeigten, dass Blutkrebszellen mithilfe von Milchsäure die Funktion von Immunzellen beeinflussen und sogar ausschalten können. Nun wollen wir erforschen, wie diese Prozesse genau ablaufen. Unser Ziel ist es, neue, zielgerichtete Therapien zu finden, mit denen sich schwere Komplikationen nach einer Stammzelltransplantation vermeiden lassen“, erklärt Zeiser, der auch Sprecher des Sonderforschungsbereichs 1479 OncoEscape und Mitglied des Exzellenzclusters CIBSS (Centre for Integrative Biological Signalling Studies) ist.

Zeiser ist Leiter der Abteilung Tumorimmunologie und Immunregulation sowie des Zeiser-Labors an der Klinik für Innere Medizin I des Universitätsklinikums Freiburg.


Junge Forschende sind aktiv bei der Blutkrebstherapie  

Zudem sind vier Stipendiat:innen mit den DKMS John Hansen Research Grants 2024 ausgezeichnet worden: Livius Penter, MD (Charité, Universitätsmedizin Berlin, Deutschland), Tobias Wertheimer, MD (Universität Freiburg, Deutschland), Senthil Bhoopalan, MD, PhD (Memphis, USA), und Nicoletta Cieri, MD, PhD (Dana-Farber Cancer Institute, Boston, USA).

Alle vier jungen Wissenschaftler:innen beschäftigen sich mit aktuellen Forschungsschwerpunkten auf dem Gebiet der Blutkrebstherapie. Dazu gehören die Frühdiagnostik von Krankheitsrückfällen, die Entwicklung eines GvHD-Prognoseinstruments, zelluläre Interaktionen zwischen Immun- und Leukämiezellen, aber auch seltene Erkrankungen wie die Diamond-Blackfan-Anämie (DBA).

Das Stipendium ist über einen Zeitraum von drei Jahren mit 240.000 Euro dotiert.

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