BAH: “Als Arzneimittel-Hersteller müssen wir daher unsere Kommunikation verbessern…”


Jörg Wieczorek, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller e.V. (BAH), über ein eigentlich verbessertes Image der Pharmaindustrie. Eigentlich deswegen, weil es immer noch eine "verzerrte Darstellung in den Medien" gibt. Verantwortung bei der Kommunikation sieht er aber durchaus auch bei den Unternehmen.

Wieczroek findet, dass Pharma mehr medial kommunizieren sollte.

Medienwahrnehmung 

PM—Report: Warum kommt die Pharmaindustrie immer noch nicht gut an? Obwohl sie bahnbrechende Innovationen, wie nun z. B. den Impfstoff gegen COVID-19, sehr schnell auf die Beine gebracht hat.

Wieczorek: Umfragen zeigen, dass ein Großteil der deutschen Bevölkerung unserer Branche großes Vertrauen entgegenbringt. In unserem BAH-Gesundheitsmonitor ist das Vertrauen in den vergangenen vier Jahren um rund zehn Prozentpunkte gestiegen und liegt mittlerweile im Mittelfeld aller abgefragten Institutionen im Gesundheitswesen. Das freut uns sehr und spornt uns gleichzeitig an, noch besser zu werden. Denn natürlich nehmen wir eine verzerrte Darstellung in den Medien wahr, indem Einzelfälle hochstilisiert werden. Zudem gibt es auch in Teilen der Politik ein gewisses Bashing gegen die Industrie, um von den eigentlichen strukturellen Problemen unseres Gesundheitssystems abzulenken.

PM—Report: Liegt es an der Wahrnehmung und Kommunikation? Auf der einen Seite werden ja gerne die Krankenkassen gestellt, die auf die Kosten schauen müssen, und auf die andere Seite die Pharmahersteller, die hohe Preise für Arzneimittel verlangen.

Wieczorek: Meiner Meinung nach liegt es sowohl an der Wahrnehmung wie auch an der Kommunikation. Die oben beschriebenen Herausforderungen sowie die tatsächliche Situation auf dem Erstattungsmarkt werden medial nicht ausreichend kommuniziert und dementsprechend auch nicht wahrgenommen. Als Arzneimittel-Hersteller müssen wir daher unsere Kommunikation verbessern, aufklären und überzeugen. Um mal provokant nachzufragen: Es wird immer über Einsparmöglichkeiten bei Arzneimitteln gesprochen. Wer aber spricht darüber, dass die Verwaltungskosten der gesetzlichen Krankenversicherung rund fünf Prozent der gesamten Ausgaben ausmachen? Und damit wurde noch kein einziger Patient versorgt…

PM—Report: Dann gibt es noch die frühe Nutzenbewertung, mit dabei das IQWiG und der G-BA, die dann darüber entscheiden, ob ein neues Medikament es auch wert ist, verschrieben zu werden. Das ist der Mehrheit sicherlich nicht so bewusst. Gibt es überhaupt Interesse an solchen Hintergründen?

Wieczorek: Grundsätzlich haben wir ja ein sehr komplexes Gesundheitssystem mit vielen Akteuren und Regeln, das selbst für Insider nur schwer zu durchschauen ist. Dass ein Patient diese Mechanismen versteht, erscheint mir unwahrscheinlich. Durch das Sachkostenprinzip in der GKV hat der Patient zudem oftmals ohnehin kein Interesse an diesen Details. Dies ist aber auch nachvollziehbar, da durch das Modell der gemeinsamen Selbstverwaltung eben kein breiter politischer Diskurs als Grundlage für die Ausgestaltung des Leistungskatalogs der GKV vorgesehen ist.

Das gesamte Interview können Sie in der Dezember Ausgabe des PM—Report (12/22) lesen.

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Jörg Wiezcorek

Vorstandsvorsitzender des Bundesverbandes der Arzneimittel-Hersteller e. V. (BAH) seit 2014

Wieczorek ist seit fast 30 Jahren in der Branche tätig und führt seit 2008 als Geschäftsführer die OTC-Sparte bei der HERMES ARZNEIMITTEL GmbH. Seine Stationen davor waren Beiersdorf, Bayer, Boehringer Ingelheim und Novartis Consumer Health. (Foto: Hermes Arzneimittel Holding GmbH / Jonas Blaenksen) 

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