Pharma Marketing Umfrage: Wo stehen wir?


MM+M und Publicis Health haben zum zweiten Mal bei Pharmaunternehmen nachgefragt, wie es mit der Digitalisierung im Pharmamarketing aussieht.

Es werden zunehmend datengetriebene Strategien im Pharmamarketing und im gesamten pharmazeutischen Ökosystem wichtig werden. (Foto von Jr Korpa auf Unsplash)

 

Der „MM+M/Publicis Health Pharma Marketing Transformation Survey“ zieht das Fazit, „dass Innovationen langsam Fuß fassen und die Pharmabranche Fortschritte macht, aber noch einen langen Weg vor sich hat, um die Marketingfunktion digital zu machen.“

Übersicht der Kernergebnisse

  • Langsame Fortschritte bei digitaler Transformation: Trotz Investitionen in Technologien und Personal hinkt die Pharmabranche bei der Digitalisierung hinterher.
  • Nutzung von KI: Nur 39% der Unternehmen nutzen KI und maschinelles Lernen effektiv.
  • Einstellungswandel: Experten sehen mehr Offenheit für Daten- und Technologieeinsatz, aber noch viele Herausforderungen.
  • KI-Rückschläge: Trotz Einführung bleibt KI in Vertriebs-, Inhalts- und Marketingprozessen oft hinter den Erwartungen zurück.
  • Hindernisse: Technologische Integration und kultureller Widerstand bremsen Fortschritt.
  • MLR-Engpässe: Mangelnde Anpassung der medizinisch-rechtlichen Abteilungen führt zu Verzögerungen.
  • Führung und Verantwortung: Transformationsinitiativen werden oft vom Marketing- und Vertriebsbereich geleitet, aber die Zusammenarbeit zwischen Abteilungen ist entscheidend.
  • Zukunftsaussicht: Wachstumspotenzial vorhanden, wenn abteilungsübergreifende Zusammenarbeit und technologische Integration verbessert werden.

 

Pharma ist „noch nicht ganz da“

Arpa Garay, ehemalige Führungskraft bei Moderna und Merck, hebt hervor, dass in den letzten Jahren eine größere Bereitschaft in der Branche entstanden ist, sich mit Daten und Technologien auseinanderzusetzen. Doch sie betont, dass die Branche „noch nicht ganz da“ sei. Felix Lee von Sanofi merkt an, dass es oft eine Diskrepanz zwischen den Erwartungen an KI und ihrer tatsächlichen Leistung gibt, da die notwendige Infrastruktur und Expertise oft fehlen.

Eine große Hürde stellt der kulturelle Widerstand innerhalb der Unternehmen dar. Kelly Tullo von AstraZeneca erklärt, dass viele Marketingexperten nicht bereit sind, bewährte Methoden zugunsten neuer Technologien aufzugeben. Zudem zeigt die Studie, dass die Nutzung von KI für Aufgaben wie Inhaltsproduktion und Vertriebsprozesse hinter den Erwartungen zurückbleibt. Trotz Investitionen und Pilotprojekten fehlt es oft an tiefem Know-how, um das volle Potenzial der neuen Technologien auszuschöpfen.

Auch der medizinisch-rechtlich-regulatorische (MLR) Bereich bleibt ein großer Engpass. Nur 19,4% der Unternehmen nutzen KI effektiv in diesem Bereich, obwohl er für den reibungslosen Ablauf von Marketingprozessen entscheidend ist. Lee warnt, dass ohne Fortschritte im MLR-Bereich weitere Engpässe drohen könnten.

Die Umfrage zeigt zudem, dass es an interner Expertise mangelt. Viele Unternehmen verfügen zwar über Daten, aber es fehlt das Know-how, um diese effektiv zu nutzen. Garay betont, dass Unternehmen dringend mehr Personal mit technischen Fähigkeiten einstellen sollten, um diese Lücken zu schließen. Letztlich sehen Experten wie Garay und Lee die Zusammenarbeit zwischen Marketing- und Technologieabteilungen als entscheidend für den zukünftigen Erfolg. „Die nächste Phase der Transformation wird sein, zu fragen: ‚Wo können wir abteilungsübergreifende Möglichkeiten realisieren?‘“, meint Garay.

Ein Jahr der digitalen Transformation im Pharmamarketing

Tracey O’Brien, Chief Client Officer, Publicis Health, findet, dass ein Jahr einen Unterschied gemacht hat:

„Im zweiten Jahr des MM+M/Publicis Health Pharma Marketing Transformation Survey erleben wir einen deutlichen Wandel in der Art und Weise, wie Pharmaunternehmen und ihre Partner dazu übergehen, fortschrittliche Analyse- und Technologietools, insbesondere künstliche Intelligenz (KI), umfassender zu nutzen.

Während die letztjährige Umfrage eine beginnende, aber wachsende Nutzung von KI und datenbasierten Ansätzen offenbarte, zeichnen die Ergebnisse dieses Jahres das Bild einer Gesundheitsbranche, die ihre daten- und technologiegesteuerte Transformation rasant beschleunigt. Einer der auffälligsten Trends, die in der Umfrage aufgedeckt wurden, ist die zunehmende Einbringung von Know-how in den Bereichen Digitalisierung und Datenanalyse in Pharma- und Partnerorganisationen. Ein erheblicher Anstieg der Befragten (von 44% auf 55%) gab an, dass diese Praktiken jetzt besser in verschiedene Geschäftseinheiten integriert sind, anstatt auf eine einzelne Funktion beschränkt zu sein.

Diese Wissensstreuung ist ein positives Zeichen, das auf den Abbau von Silos und die Entwicklung eines kollaborativeren und effektiveren Ansatzes zur Nutzung von Daten und Technologie hindeutet.“

Sie findet es „jedoch wichtig zu beachten, dass KI kein Allheilmittel ist. Obwohl sie ein enormes Potenzial bietet, ist es wichtig, ihre Implementierung mit einer ausgewogenen Perspektive anzugehen und sowohl ihre Vorteile als auch ihre Einschränkungen zu berücksichtigen.“

Denn „um das Potenzial der unzähligen Fortschritte in Technologie und Daten voll auszuschöpfen, müssen Unternehmen mehrere Schlüsselbereiche priorisieren: Effektive Schulungsprogramme sind unerlässlich, um Mitarbeiter mit den erforderlichen Fähigkeiten auszustatten, um neue Technologien und Prozesse zu nutzen. 

Der Zugang zu qualitativ hochwertigen Daten ist ein weiterer entscheidender Faktor, da KI auf robuste Datensätze angewiesen ist, um die besten, umsetzbaren Erkenntnisse zu liefern. Schließlich ist die Zustimmung des oberen Managements entscheidend, um sicherzustellen, dass KI und andere technologiebezogene Initiativen unterstützt und priorisiert werden. Durch die Förderung einer kollaborativen Umgebung und die Investition in das erforderliche Fachwissen können sich Pharmaunternehmen für langfristigen Erfolg in einer sich schnell verändernden Welt positionieren“, fügt O’Brien noch an.

 

Grafik: MM+M und Publicis Health

Die komplette Zusammenfassung der Studie (auf Englisch) können Sie hier nachlesen.

Ein wichtiger Trend ist die wachsende Rolle von Chief Marketing Officers (CMOs) als Führungskräfte, die Technologie mit Geschäftszielen verbinden. Trotz des Fortschritts gibt es weiterhin Herausforderungen, wie die Fähigkeit des medizinischen und rechtlichen Personals, mit den schnellen technologischen Veränderungen Schritt zu halten, was verstärkte Schulungen erfordert.

Wichtige Trends und Aspekte:

Zunehmende Integration von Daten und Technologie: Pharmaunternehmen setzen zunehmend auf KI, Datenanalyse und digitale Tools, um Prozesse effizienter zu gestalten. Diese Technologien werden nicht nur im Marketing, sondern auch in klinischen Studien und medizinischen Angelegenheiten verwendet. Besonders bemerkenswert ist die wachsende Verbreitung dieser Ansätze über verschiedene Geschäftseinheiten hinweg, was Silos abbaut und die Zusammenarbeit fördert.

Bedeutung von KI: KI wird zunehmend genutzt, um Inhalte zu erstellen, zu vermarkten und administrative Prozesse wie die medizinrechtliche Überprüfung zu optimieren. Ihr Potenzial reicht weit über das Marketing hinaus, und sie entwickelt sich zu einem Schlüsselelement der digitalen Transformation. KI ist allerdings kein Allheilmittel und sollte mit Vorsicht und unter Berücksichtigung ihrer Grenzen implementiert werden.

Rolle der CMOs: Chief Marketing Officers (CMOs) spielen eine entscheidende Rolle bei der digitalen Transformation. Sie fungieren als Brücke zwischen Technologie und den geschäftlichen Zielen der Unternehmen, was sie zu wichtigen Akteuren im Wandel macht.

Qualität der Daten: Der Zugang zu hochwertigen Daten ist von entscheidender Bedeutung, da KI und andere Technologien auf diese Daten angewiesen sind, um fundierte und umsetzbare Erkenntnisse zu liefern. Unternehmen müssen daher sicherstellen, dass sie über robuste Datensätze verfügen.

Herausforderungen:

Schulungsbedarf: Eine der größten Herausforderungen wird darin bestehen, das medizinische und juristische Personal sowie andere Stakeholder so weiterzubilden, dass sie die neuen digitalen Tools effektiv nutzen können. Die Schulung und Qualifizierung der Mitarbeiter wird entscheidend für den Erfolg dieser Technologien sein.

Management-Unterstützung: Der Erfolg der digitalen Transformation hängt stark von der Zustimmung und Unterstützung des oberen Managements ab. Ohne das Engagement und die Priorisierung dieser Initiativen durch die Führungsebene wird es schwierig sein, die Technologie flächendeckend zu implementieren und die Kulturveränderungen zu bewältigen, die damit einhergehen.

Schnelles technologisches Wachstum: Während die technologische Entwicklung rasant voranschreitet, müssen Unternehmen sicherstellen, dass sie Schritt halten und ihre Systeme kontinuierlich anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies erfordert kontinuierliche Investitionen in Technologien und Prozesse.

Fazit: Pharmaunternehmen befinden sich auf einem klaren Weg zu einer stärker datengetriebenen, technologisch unterstützten Zukunft. Die wichtigsten Erfolgsfaktoren werden die Integration von KI, die Nutzung hochwertiger Daten und die Stärkung der Fähigkeiten der Mitarbeiter durch Schulungen sein. Gleichzeitig müssen sie die Herausforderungen bewältigen, die sich aus dem schnellen technologischen Fortschritt ergeben, und sicherstellen, dass das Management diese Transformation unterstützt. Langfristig werden die Unternehmen, die diese Veränderungen erfolgreich umsetzen, eine Vorreiterrolle im Pharmasektor einnehmen.

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