Science Communication: Komplexe Forschung verständlich gemacht


Science Communication ist mehr als nur ein nettes Beiwerk, sie ist das zentrale Element, um eine Brücke zwischen Wissenschaft und Gesellschaft zu bauen.

Die größte Herausforderung der Science Communication ist die Komplexitätsreduktion: wissenschaftliche Inhalte müssen vereinfacht werden, ohne ihre wissenschaftliche Integrität zu verlieren. (Foto von Ousa Chea auf Unsplash)

 

Doch wie gelingt es, hochkomplexe medizinische Inhalte verständlich und gleichzeitig glaubwürdig zu vermitteln?

Zielgruppenanalyse und maßgeschneiderte Kommunikation

Wissenschaftliche Kommunikation kann nur dann erfolgreich sein, wenn die Zielgruppen klar definiert und ihre Bedürfnisse genau verstanden werden. Es reicht nicht aus, medizinische Forschungsergebnisse lediglich zu publizieren – sie müssen präzise auf die unterschiedlichen Erwartungen der Empfänger zugeschnitten werden. Ärzte und medizinisches Fachpersonal verlangen detaillierte, datenreiche Informationen, die ihnen helfen, Entscheidungen zu treffen. Patienten hingegen suchen nach verständlichen Erklärungen, die ihnen Vertrauen und Klarheit über Behandlungsmöglichkeiten bieten.

Diese Segmentierung ermöglicht es, spezifische Botschaften zu entwickeln, die auf die jeweiligen Zielgruppen eingehen. 

So sollten wissenschaftliche Publikationen für Fachkreise technische Details und Studiendaten in den Vordergrund stellen, während Inhalte für die Öffentlichkeit und Patienten vor allem auf einfache Sprache und konkrete Nutzenversprechen setzen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern, PR-Teams und medizinischen Experten sind dabei entscheidend, um diese Kommunikationsstrategien effizient zu gestalten. Durch die richtige Ansprache kann die Akzeptanz neuer Medikamente und Therapien erheblich gesteigert und das Vertrauen in die Pharmaindustrie gestärkt werden.

Komplexitätsreduktion: Vereinfachen, ohne zu verfälschen

Die größte Herausforderung der Science Communication ist die Komplexitätsreduktion –wissenschaftliche Inhalte müssen vereinfacht werden, ohne ihre wissenschaftliche Integrität zu verlieren. Dies gelingt durch die gezielte Verwendung von Visualisierungen, Metaphern und Storytelling. Infografiken und Animationen können beispielsweise die Funktionsweise eines Medikaments anschaulich darstellen, während Geschichten von Patienten, die von einer neuen Therapie profitieren, emotional ansprechen und abstrakte Forschung greifbar machen.

Doch Simplifizierung birgt auch Risiken: Eine zu starke Vereinfachung kann zu Missverständnissen führen und den wissenschaftlichen Kern verwässern. Hier ist Fingerspitzengefühl gefragt. Jede Vereinfachung muss so gestaltet werden, dass die wissenschaftliche Genauigkeit erhalten bleibt, denn nur so kann Vertrauen aufgebaut werden. Zudem müssen PR-Teams eng mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass jede Aussage faktisch korrekt ist. Eine klare und präzise Kommunikation, die auf wissenschaftlicher Evidenz basiert, schafft die Grundlage für langfristige Glaubwürdigkeit und Respekt in der Öffentlichkeit.

Die Rolle digitaler Kanäle in der Wissenschaftskommunikation

Mit der zunehmenden Digitalisierung hat die Pharmabranche zahlreiche neue Werkzeuge zur Verfügung, um ihre wissenschaftliche Kommunikation zu verbessern. Social-Media-Plattformen wie X, LinkedIn und YouTube ermöglichen Pharmaunternehmen, Forschungsergebnisse in Echtzeit zu verbreiten und direkt mit der Zielgruppe in Dialog zu treten. Webinare und virtuelle Konferenzen ermöglichen es, wissenschaftliche Diskussionen zu moderieren und Fachkreise aktiv einzubinden. Diese Kanäle eröffnen nicht nur neue Kommunikationswege, sondern auch die Chance, ein breiteres Publikum zu erreichen.

Die Nutzung digitaler Medien erfordert jedoch eine präzise Strategie. Content muss für jede Plattform speziell aufbereitet werden – während LinkedIn gut geeignet ist, um Fachartikel und Studien zu teilen, sind kurze, visuelle Inhalte auf Instagram und YouTube erfolgreicher. 

Pharmaunternehmen müssen also den Ton und die Form ihrer Botschaften auf die jeweilige Plattform und Zielgruppe abstimmen. Besonders erfolgreich ist die Kombination aus faktenbasierten Inhalten und emotional ansprechendem Storytelling, das die Zuhörer direkt in den Bann zieht. Die Kunst liegt darin, wissenschaftliche Präzision mit der Leichtigkeit digitaler Kommunikation zu vereinen.

Krisenmanagement und Umgang mit Fehlinformationen

Die Öffentlichkeit begegnet der Pharmabranche häufig mit Skepsis, besonders wenn Fehlinformationen die Runde machen. Die Verbreitung falscher Informationen über Medikamentensicherheit oder Therapieerfolge kann das Image eines Unternehmens schnell beschädigen. Deshalb ist proaktive und transparente Kommunikation unerlässlich. Unternehmen sollten Fehlinformationen frühzeitig erkennen und sofort darauf reagieren, um Missverständnisse zu korrigieren. Dies erfordert ein gut vorbereitetes Krisenmanagement, das in Echtzeit auf Vorfälle reagieren kann.

Ein wirksames Mittel gegen Fehlinformationen ist die Zusammenarbeit mit externen Experten, unabhängigen Wissenschaftlern und medizinischen Fachgesellschaften, die den Aussagen der Unternehmen Glaubwürdigkeit verleihen. Durch den Einsatz von Expertenmeinungen und objektiven Studienergebnissen können Missverständnisse ausgeräumt und die öffentliche Meinung positiv beeinflusst werden. Pharmaunternehmen sollten außerdem regelmäßig über ihre Forschungsfortschritte berichten, wenngleich diese nicht immer positive Ergebnisse zeigen – Transparenz schafft Vertrauen und stärkt langfristig die Beziehung zur Öffentlichkeit.

Erfolgskontrolle und kontinuierliche Verbesserung der Kommunikationsstrategien

Um die Wirksamkeit von Kommunikationsmaßnahmen zu überprüfen, müssen Pharmaunternehmen klare Kennzahlen definieren und regelmäßig analysieren. Dazu gehören Medienresonanzanalysen, die messen, wie oft und in welchem Kontext ein Unternehmen oder seine Forschungsergebnisse in den Medien erscheinen. Social Media Analytics liefern wertvolle Einblicke in Reichweite und Engagement, während Umfragen und Feedbackschleifen dabei helfen, direktes Feedback von Patienten und medizinischen Fachkreisen einzuholen.

Diese Daten sind entscheidend, um die Kommunikationsstrategien kontinuierlich anzupassen und zu optimieren. Erfolgreiche Unternehmen nutzen diese Erkenntnisse, um ihre Botschaften zu verfeinern und besser auf die Bedürfnisse ihrer Zielgruppen abzustimmen. Der Schlüssel liegt in der Flexibilität: PR-Teams müssen bereit sein, ihre Ansätze zu überdenken und zu verändern, wenn neue Herausforderungen oder Chancen auftreten. So kann die Pharmabranche nicht nur effizient auf aktuelle Entwicklungen reagieren, sondern auch ihre Position als verlässliche Quelle für wissenschaftliche Informationen festigen.

Die Wissenschaftskommunikation in der Pharmabranche ist komplex und anspruchsvoll, bietet jedoch enorme Potenziale, um Vertrauen zu schaffen und die öffentliche Wahrnehmung positiv zu beeinflussen. Mit gezielten, verständlichen und transparenten Kommunikationsstrategien können Unternehmen ihre wissenschaftlichen Errungenschaften erfolgreich vermitteln und sich als vertrauenswürdige Akteure im Gesundheitswesen positionieren.

 

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Mario Landauer

Journalist und PR-Berater

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