Forward Pharma: Personal Branding in Pharma


Das Thema „Personal Branding“ und die zunehmende Bedeutung von „Corporate Influencern“ spielt bei Pharma praktisch noch keine Rolle.

Gelacht wurde auch auf der Forward Pharma-Veranstaltung. (Foto: KARKUTH.PHOTOGRAPHY | Tanita Karkuth)

 

Social Media und wie man als Pharmaunternehmen darüber mit Ärzt:innen und/oder Patient:innen interagieren kann, wird bislang fast ausschließlich aus der Brand Perspektive im Bereich Marketing bzw. Medical betrachtet.

Das Thema „Personal Branding“ und die zunehmende Bedeutung von „Corporate Influencern“ spielt dabei praktisch keine Rolle.

Wozu Personal Branding?

Pharmaunternehmen haben ihr Produkt-Branding perfektioniert. Markenmanager:innen kennen ihre Marken (und die ihrer Wettbewerber). Aber Personal Brands: Wozu?

Nico Renner, ein Keynote Speaker bei der Auftaktveranstaltung von Forward Pharma, ist davon überzeugt, dass wenn Pharma wirklich Patient:innen-zentriert sein möchte, dann können die Unternehmen nicht mehr die Rolle und Bedeutung von Social Media ignorieren.

Er hört „jede Woche die üblichen Schlagworte: „Kundenorientierung“ und die Bedeutung persönlicher Beziehungen. Manche Experten argumentieren sogar, dass „nur digital“ deshalb in der Pharmabranche nicht funktioniert. (Nebenbemerkung: Kann mir jemand erklären, was Marketing ohne digital ist?!) Aber wenn wir die Kundenzentrierung ernst nehmen, müssen wir Folgendes anerkennen: 

👉 HCPs nutzen soziale Medien. 

👉 Sie suchen dort nach Informationen. 

👉 Sie beteiligen sich dort an Diskussionen.“

Das kann Harald Müller-Huesmann, Oberarzt der Klinik für Hämatologie und Onkologie am Brüderkrankenhaus St. Josef Paderborn und 2. Keynote Speaker, aus eigener Erfahrung nur bestätigen. Er geht noch einen Schritt weiter: Bei ihm bekommt nur der Außendienst Termine, die er (auch) durch Social Media kennt, weil sie sichtbar sind und dadurch Vertrauen bei ihm aufgebaut haben.

Beide Experten betonen nämlich: Es geht vor allem um Vertrauen. Und das wird und kann auch durch die Kommunikation via Social Media bestärkt werden. Es geht dabei nicht um Marketingbotschaften, sondern dass die Ärzt:innen die Verantwortlichen in den jeweiligen Indikationen vom Pharmaunternehmen überhaupt erst einmal wahrnehmen. Nico Renner postet z. B. auf LinkedIn Umfragen, Ergebnisse zu interessanten Artikeln, die er neutral zusammenfasst und eine Frage an seine Gruppe stellt, um auch Feedback zu bekommen. Er sagt, dass es wirklich darum geht, was die Zielgruppe, Ärzt:innen und Patient:innen, zu einem bestimmten Thema denkt. Denn damit kann er arbeiten.

Die Diskussion im Plenum hat gezeigt: Die Relevanz von Social Media wird gar nicht mehr abgesprochen und durchaus als sehr wichtig wahrgenommen. Doch es hapert noch daran, inwiefern sich einzelne Mitarbeiter:innen als Personal Brandmanager:innen aufstellen können und aber auch möchten. Schulungen gibt es, worauf man in Social Media und Postings achten muss. Es scheint aber noch der Funke zu fehlen, auch wirklich aktiv zu werden. Und nicht ganz von der Hand zu weisen ist, dass es nicht zielführend sein kann, wenn nun Unmengen von Pharmainfluencer:innen die sozialen Netzwerke fluten. 

Dennoch sind sich Renner und Müller-Huesmann sicher: Für die Kommunikation zwischen Zielgruppen und Pharma gibt es keinen Weg an Social Media mehr vorbei.

Nico Renner (Foto links) und Harald Müller-Huesmann (Foto rechts). Foto: KARKUTH.PHOTOGRAPHY | Tanita Karkuth

Nico Renner war zu Beginn seiner Pharma-Laufbahn im Labor durch das Biologiestudium bei Roche in Penzberg, damals noch in den Bereichen Supply Chain / Produktion. Nach dem zweiten Master in BWL hat er in Grenzach ein Traineeprogramm Schwerpunkt Marketing, danach Patient Engagement und Digital Marketing, durchlaufen. Aktuell ist er Produktmanager für u.a. Solid Oncology bei BeiGene in der Schweiz.

Warum Pharma? „Ehrlich gesagt, die Faszination an der Molekularbiologie, v.a. im Bereich Onko, später aber dann auch einfach der Wille, etwas Sinnvolles mit meiner Zeit anzufangen! Gesundheit ist unser höchstes Gut und ich hoffe, dass ich hier etwas beitragen kann.“

Harald Müller-Huesmann gilt als Digital Opinion Leader Oncology und postet unter #socialmediaonkologe. Studiert hat er in Halle (Saale). Dort entdeckte er seine Leidenschaft für die Onkologie – maßgeblich geprägt durch seinen Mentor, Professor Schmoll. Nach Stationen im Münsterland und der Facharztausbildung ist er seit 2008 wieder in Paderborn als Oberarzt, soweit seit 2018 als Ärztlicher Leiter des MVZ Medici, tätig.

„Besonders fasziniert mich an der Onkologie die Behandlung von Patientinnen und Patienten im Rahmen klinischer Studien – fast wie nach einem Rezept – sowie die stetige Entwicklung neuer, innovativer Medikamente.“

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