Pharma: Auslaufmodell oder neue Chancen DEI?


Eine vielfältige Gesellschaft braucht ein Gesundheitssystem, das ihre Unterschiede versteht – und das beginnt mit den Menschen, die in der Pharmaindustrie arbeiten. Und das wird immer wichtiger.

Unternehmen, die auf Diversität setzen, profitieren von besseren Forschungsergebnissen, einer stärkeren Arbeitgebermarke und langfristigem wirtschaftlichem Erfolg. (Foto von Miles Peacock auf Unsplash)

DEI = Diversity, Equity and Inclusion

DEI wird deswegen wichtiger vor dem Hintergrund, was gerade in Amerika passiert. Im Deutschlandfunk im Wirtschaftsgespräch wird beleuchtet, dass der US-Präsident DEI dem Kampf ansagt. Amerikanische Unternehmer und Unternehmen schränken dementsprechend ihre DEI-Programme ein, neben X (Elon Musk) und Meta (Mark Zuckerberg) auch Aldi Süd aus Deutschland, die in Amerika sehr viele Filialen haben.

Was gilt für Pharma?

Für Nora Feist, CEO und HR-Verantwortliche Mashup Communications, bringt es Xoli Belgrave, Senior Director bei parexel, auf den Punkt: 

„Put aside social justice — diversity is just good science.“

Denn Vielfalt in der Pharmaindustrie ist nicht nur eine Frage der sozialen Gerechtigkeit, sondern auch ein wesentlicher Faktor für bessere Forschungsergebnisse. Nur wenn klinische Studien zu Arzneimitteln, Diagnosen und Behandlungsansätzen die Vielfalt der Bevölkerung widerspiegeln, kann unterschiedlichen Patientengruppen geholfen werden.

Die drei Prinzipien Vielfalt, Gerechtigkeit und Inklusion sind für Feist „zentral, um Arbeitsumgebungen zu schaffen, die Unterschiede anerkennen und schätzen und gleichzeitig allen Menschen die gleichen Chancen bieten. Während „Diversity“ die Vielfalt in Bezug auf Geschlecht, ethnische Herkunft, sexuelle Orientierung, Fähigkeiten und viele andere Merkmale umfasst, geht es bei „Equity“ darum, gerechte Bedingungen zu schaffen, bei denen alle Menschen, unabhängig von ihrer Herkunft oder ihren Lebensumständen, gleichbehandelt werden. „Inclusion“ bedeutet, eine Kultur zu schaffen, in der sich jede:r willkommen, respektiert und unterstützt fühlt – egal, wer er oder sie ist.“

DEI: Besondere Bedeutung für Pharma

Weiter betont Feist, dass „für die Pharmabranche DEI eine besonders große Bedeutung hat, da die Entwicklung von Medikamenten und Therapien in hohem Maße von der Vielfalt der Menschen abhängt, für die diese Medikamente entwickelt werden. Ein inklusiver und gerechter Ansatz bei klinischen Studien, Forschung und Produktentwicklung ist entscheidend, um sicherzustellen, dass die entwickelten Medikamente für alle Menschen sicher und wirksam sind. Zudem bringen diverse Teams unterschiedliche Perspektiven und Lösungsansätze ein, die die Innovationskraft eines Unternehmens erhöhen.“

Und: Deutsche Pharmaunternehmen können durchaus Vorreiter sein, indem sie Vielfalt weiterhin als Innovations- und Wettbewerbsvorteil nutzen und dies auch klar nach außen kommunizieren.

Und neben der Vorreiterrolle geht es auch um die Signalwirkung, die die Wirtschaft und Wissenschaft dabei sendet.

Wir haben bei einigen Expert:innen nachgefragt, wie sie das Thema DEI bei Pharma einschätzen. Die gesamten Statements und mehr zu DEI lesen Sie in der Februarausgabe des PM—Report.

Health Equity als Erweiterung von Diversity

Eingeschätzt von Dr. Julia Gottwald, Executive Client Service Director PEIX

Wir glauben, dass die Fragen rund um Diversity noch differenzierter und umfassender betrachtet werden müssen und verstehen sie mittlerweile unter dem Begriff „Health Equity”.

Diversität als Schlüssel zu sozialer Gesundheitsversorgung

Eingeschätzt von Annabelle Jenisch, Geschäftsführerin TLGG Agency GmbH | TLGG Consulting GmbH

Diversität klingt schnell nach Selbstzweck, ist aber schlicht Werkzeug, um soziale Gerechtigkeit herzustellen. Die Pharmaindustrie ist eine zentrale und mächtige Kraft im Gesundheitssystem, die maßgeblich beeinflusst, wer Zugang zu Behandlungen hat und wie wirksam diese sind. 

Diversity in klinischen Studien

Eingeschätzt von Inka Ficht, Steffen Stumpe, Jörg Hempelmann IPG Health

Einer der wichtigsten Aspekte von „Equity, Diversity und Inclusion“ in der Pharmabranche betrifft klinische Studien. Noch immer sind viele Bevölkerungsgruppen, die am meisten von den untersuchten Krankheiten betroffen sind, unterrepräsentiert, darunter Frauen, ethnische Minderheiten, ältere Erwachsene oder Menschen mit Behinderungen. Dies kann u.a. zu Ungleichheiten bei der Wirksamkeit von Behandlungen führen.

Inspiration durch unterschiedliche Perspektiven

Eingeschätzt von Michael Wehnelt, Vorstand DP-Medsystems AG

Inklusion und Diversity sind wichtige gesellschaftliche Themen. Doch während viele Branchen noch an ihrer Umsetzung arbeiten, war die Agenturwelt schon immer ein Vorreiter der Vielfalt. Hier zählen Kreativität und Innovation – unabhängig von persönlichen Merkmalen.

Inklusion als Neudenken von Firmenkultur

Eingeschätzt von Berend Lohmann, Chief of Staff & Head of HR WEFRA

Im Bereich Inklusion und Diversity hat sich in den vergangenen Jahren bereits viel getan. Und ein Bekenntnis zu diesen Themen ist für uns gerade jetzt wichtig, während Meta und andere Konzerne ihre CSR Initiativen gerade zurückfahren.

Diversity längst mehr als ein strategischer Imperativ

Eingeschätzt von Karin Reichl, Managing Director Health Angels GmbH powered by Hirschen Group

Inklusion und Diversity sind für die pharmazeutische Industrie längst mehr als ein strategischer Imperativ – Inklusionsprogramm und Diversitätsziele zwischenzeitlich fest verankert. Denn bei Unternehmen, die von permanenter Innovation und Vertrauen leben, sind Vielfalt und Offenheit ebenso wie Ethik und gesellschaftliche Verantwortung existenzerhaltend. 

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