
Pharma sieht im Jahr 2025 einiges auf sich zukommen. (Foto von Octavian Rosca auf Unsplash)
Das nächste Jahr wird herausfordernd
Han Steutel, Präsident des vfa
2025 wird ein einschneidendes Wahljahr: In einer Welt voller Umweltgefahren und Kriegsrisiken zeigen sich auch Risse im wirtschaftlichen Selbstvertrauen Deutschlands. Es geht um den Glauben in die Zukunftsfähigkeit des Landes: Und zwar, einschließlich der Sozialsysteme, wie der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Die steigenden Zusatzbeiträge und die strukturelle Unterfinanzierung der GKV werfen politische Fragen auf. Versprochen wurde schon lange, dass versicherungsfremde Leistungen durch den Staat bezahlt werden. Das würde eine Entlastung von 8 bis 10 Milliarden Euro pro Jahr für die Krankenkassen bringen. Es wird Zeit, dass die Politik dieses Versprechen einlöst und die GKV zukunftsfest macht.
Die Pharmaindustrie steuert ihren Beitrag zur nötigen Transformation der Gesellschaft bei: Innovationskraft und Produktivität sind entscheidend. Denn steigende Kosten erfordern neue Ansätze in der Arzneimittelentwicklung. Der Staat kann hier durch Entbürokratisierung und Digitalisierung viel tun. Auch müssen Fortschritte in der Medizin, wie Gen- und Zelltherapien, schnell und uneingeschränkt den Patienten zugutekommen. Dabei sind gute Erstattungsbedingungen entscheidend, um Versorgungskrisen zu vermeiden.
Die Pharmabranche und die gesamte Wirtschaft braucht wichtige Impulse
Frank Ahnefeld, Head of PR & Communications Engelhard Arzneimittel
Zu Beginn des neuen Jahres erwartet uns mit der vorgezogenen Bundestagswahl zunächst die längst überfällige politische Richtungsentscheidung, die einen neuen Aufbruch und Optimismus erzeugen muss. Die Pharmabranche, ja die gesamte Wirtschaft, braucht wichtige Impulse, Investitionen, Reformen und Lösungen, um sich den vielfältigen Herausforderungen – national wie international – erfolgreich stellen zu können. Wir, als Familienunternehmen, mit globaler Ausrichtung erwarten von der Politik vor allem Klarheit und Planungssicherheit. Für die Zukunft unseres Gesundheitswesens gehört auch das längst überfällige Apothekenreformgesetz, das die pharmazeutische Versorgung durch die Apotheken vor Ort sichern soll u.a. durch Stärkung/Aufwertung der Apotheken, Förderung der Digitalisierung, Erweiterung der Dienstleistungen, Sicherstellung der Medikamentenversorgung, digitale Infrastruktur, Förderprogramme für Apotheken auf dem Land.
Von einer neuen Regierung erhoffen wir uns aber auch Fortschritt und Mut zu Veränderungen – ganz besonders, was den drohenden Preisdruck verursacht durch internationale Lieferschwierigkeiten und die Knappheit bestimmter Medikamente angeht. Um international wettbewerbsfähig zu bleiben und eine moderne, flächendeckende Gesundheitsversorgung zu gewährleisten, sind umfassende Reformen sowie Investitionen in Technologie, Infrastruktur, Forschung und Entwicklung erforderlich. Die auswuchernde Bürokratie und hemmenden Regulierungen müssen ein Ende finden. All diese Maßnahmen können den Weg ebnen, den Pharmastandort Deutschland zu sichern und Abhängigkeiten aus dem Ausland zu reduzieren, damit die Produktion langfristig wieder nach Deutschland geholt werden kann. Das Ziel muss sein, den Zugang zu allen wichtigen und notwendigen Medikamenten sicherzustellen. Die Pharmabranche ist und bleibt eine wichtige Säule der deutschen Volkswirtschaft.
Innovation als fester Bestandteil des Gesundheitssystems
Sabine Reinstädler, Head of PR & Communications AstraZeneca Deutschland
Medizinische Forschung hat gerade in den letzten eine beeindruckende Dynamik entwickelt. Neue therapeutische Innovationen können teilweise bahnbrechende Verbesserungen für Patient:innen bringen, deutliche Fortschritte in der Lebensqualität erreichen oder Therapieoptionen bieten, wo bisher keine zur Verfügung standen. Gleichzeitig sind medizinische Innovationen auch Wirtschaftsfaktor, ihre Erforschung bringt hoch qualifizierte Arbeitsplätze und fördert die Bildung – eine bedeutende Dynamik für eine ganze Gesellschaft.
Ins Arbeitsheft 2025 gehört also, dass der Wert von Innovation, die gesetzlichen Rahmenbedingungen dafür sowie der Ausbau einer modernen Forschungsinfrastruktur, fester Bestandteil des Gesundheitssystems sein müssen. Bei AstraZeneca stehen wir bereit und treiben Innovation voran. Wir besitzen eine der größten Pipelines der Branche und sind führend bei klinischer Forschung in Deutschland. Für unsere vielen Neueinführungen in den kommenden Jahren benötigen wir den beschriebenen klaren Rahmen sowie Verlässlichkeit in ein stabil finanziertes Gesundheitswesen. Damit sich die beschriebene Dynamik vollumfänglich entfalten kann.
Die ersten Schritte zur Stärkung des Pharmastandorts wirken. Dieser Kurs muss in der nächsten Legislaturperiode konsequent fortgesetzt werden, um das Vertrauen in den Standort weiter zu festigen. Für mich als Kommunikationsverantwortliche bei AstraZeneca appelliere ich also weiterhin an Dialog: Die Vernetzung mit Politik, Wirtschaft und Patientenorganisationen sind elementar für Gesundheit, Nachhaltigkeit und Innovation. Nur so erreicht Innovation auch die Patient:innen.
Arzneimittelpolitik muss wieder deutlich innovationsfreundlicher werden
Dr. Kai Joachimsen, Hauptgeschäftsführer des BPI
Die pharmazeutische Industrie leidet wie die restliche Wirtschaft auch unter den strukturellen Problemen des Standorts Deutschland. Wir haben zurzeit ein schlechtes Quartett aus überbordender Bürokratie, Fachkräftemangel, zu hohen Energiekosten und bröckelnder Infrastruktur. Zudem muss die Arzneimittelpolitik wieder deutlich innovationsfreundlicher werden. Auch muss sich Generika-Produktion in Deutschland wieder lohnen. Dafür brauchen wir jetzt so schnell wie möglich eine neue, handlungsfähige Regierung und politische Klarheit – auch mit Blick auf die Prioritäten.
„It´s the economy, stupid!“ hieß es damals im US-Präsidentenwahlkampf im siegreichen Clinton-Lager. Dieser Satz ist heute aktueller, denn je und die Politik sollte ihn unbedingt beherzigen und damit Ernst machen. Wir brauchen Sofortmaßnahmen für die Industrie, gerade auch in der Leitindustrie Pharma. Insgesamt habe ich die Hoffnung, dass es dann auch gesamtwirtschaftlich wieder bergauf geht.
Wir brauchen mehr Flexibilität und weniger Regulierung
Dr. Alexander Horn, Geschäftsführer Lilly Deutschland GmbH
Die politische Situation nach dem „Ampel-Aus“ bewerten wir als Unternehmen der forschenden Arzneimittelindustrie kritisch und hoffen, dass die Handlungs- und Entscheidungsfähigkeit der obersten politischen Ebene Deutschlands schnellstmöglich wieder hergestellt wird. Das ist enorm wichtig, denn um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu sein, brauchen wir Planbarkeit und verlässliche Rahmenbedingungen. Die Pharmastrategie der scheidenden Bundesregierung setzt dabei den Rahmen für die kommenden Jahre. Sie erkennt die forschende Arzneimittelindustrie als Leitindustrie an, die einen wichtigen Beitrag zum dringend benötigten Wirtschaftswachstum leisten kann. Dafür sind wir bei Lilly dankbar.
Dennoch sehen wir noch viel Potenzial, den Zugang zu Innovationen für Patient:innen zu erleichtern. So halten wir das AMNOG-System für nicht zukunftsfest. Es ist zu starr, zu reguliert und nicht geeignet, um den wissenschaftlichen Fortschritt der vergangenen 10 Jahre abzubilden. Hier laufen wir Gefahr, dass immer mehr Innovationen keinen Weg auf den deutschen Markt finden, da das Korsett, in dem die Medikamente bewertet werden und in dem Krankenkassen und Unternehmen miteinander verhandeln, immer enger und bürokratischer wird. Das wird den medizinischen Fortschritt in Deutschland abwürgen. Hier brauchen wir eine mutige Reform, die Innovationen und Investitionen in Deutschland absichert. Wir brauchen mehr Flexibilität und weniger Regulierung und fordern, die „Leitplanken“ und den Kombinationsabschlag wieder abzuschaffen.
Tradition trifft digitale Transformation
Dr. Stephan Eder, Deutschland- und Westeuropa-Chef STADA Arzneimittel AG
Im Jahr 2025 feiert STADA ein bemerkenswertes Jubiläum: 130 Jahre seit der Gründung durch Apotheker in Dresden.
Wir müssen da sein, wo die Konsumenten und Patienten sind. Während in der Vergangenheit Werbung im TV für Consumer Health Care Produkte der Standard war, liegt unser Fokus nun auf digitalen Medien und Social Media, etwa TikTok. Wenn Patienten sich auf diesen Plattformen bewegen, dort Produkte suchen und sich informieren, müssen wir ohne Scheu präsent sein und ihnen dort begegnen. In der B2B-Vermarktung sowohl rezeptfreier als auch rezeptpflichtiger Produkte nimmt auch weiterhin der Außendienst eine hervorragende Stellung ein. Wir wollen unseren Service effizienter und flexibler gestalten, um noch besser auf die Bedürfnisse der Ärzte und Apotheker eingehen zu können.
Geopolitische Krisen und eine schwächelnde Wirtschaft sind Herausforderungen für die Industrie. Der Bedarf an und die Nachfrage nach Arzneimitteln steigt jedoch weiter an.
Die Statements stammen aus der Januarausgabe des PM—Report.
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