Torsten Christann gibt Ihnen was zum Lesen zum Thema Digital Health. (Foto von Marissa Daeger auf Unsplash)
Ich wünsche Ihnen, liebe Leser:innen, noch ein gesundes und frohes neues Jahr – alles Gute für 2023! Für mich bringt der Jahreswechsel auch einen Wechsel meiner Beiträge von der Print-Version des PM–Reports in das neue Online-Angebot des PM–Reports. Hier darf ich nun regelmäßig über aktuelle Themen und Trends aus dem Bereich Digital Health berichten, worauf ich mich sehr freue – und ich bin gespannt, was ich Ihnen 2023 so alles berichten werden kann. Also, neues Jahr, neues Format – auf geht‘s!
Das neue Jahr ist noch keine 6 Tage alt, da erscheint der 2. Bericht des GKV-Spitzenverbandes über die Inanspruchnahme und Entwicklung der Versorgung mit digitalen Gesundheitsanwendungen – der sogenannte DiGA-Bericht. Und der Report liefert viele neue Erkenntnisse zum jungen DiGA-Markt und dem Verordnungsverhalten der Ärzt:innen bezüglich Digital Health Produkten. Die Interpretation dieser Daten fällt je nach Blickwinkel von Kritikern und Befürwortern von DiGA erwartungsgemäß sehr unterschiedlich aus.
Seit nunmehr knapp zwei Jahren können die „Apps auf Rezept“ von Ärztinnen und Ärzten verordnet oder von Krankenkassen genehmigt werden, um die Versicherten bei der Erkennung, Überwachung oder Behandlung von Krankheiten zu unterstützen. Seit Aufnahme der ersten DiGA im September 2020 ist der Katalog erstattungsfähiger Anwendungen im DiGA-Verzeichnis des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) bis Oktober stetig auf heute 40 DiGA angewachsen.
Seit Listung der 1. DiGA im September 2020 bis zum 30. September 2022 wurden 164.000 DiGA in Anspruch genommen, bei einem Wachstum von gut 300% zwischen dem 2. und 1. Jahr des Berichtszeitraums. Was von Befürwortern der DiGA als großartiges Indiz für die Etablierung als Behandlungsoption und Beweis für den therapeutischen Nutzen von DiGA gefeiert wird, ist für die Kritiker der Beleg für eine Ausbeutung unseres Gesundheitswesens durch Apps produzierende Start-Ups und der Beginn einer nicht zu kontrollierenden Kostenwelle für die Krankenkassen. Beides sind dabei aus meiner Sicht (viel) zu extreme Sichtweisen.
Bleiben wir zunächst bei den Kosten, so zeigt der Bericht, dass den Krankenkassen für alle bisher genutzten DiGA Kosten in Höhe von gut 55,5 Millionen Euro entstanden sind. Das ist ein Bruchteil der jährlichen Ausgaben für Arznei-, Heil- und Hilfsmittel in Deutschland, die 2021 bei 66,8 Milliarden Euro lagen – also gerade mal 0,08% dieser Leistungsausgaben. Gleichzeitig bedeutet dies leider auch, dass weiterhin nur eine kleine Minderheit der 83,2 Millionen Menschen in Deutschland von dieser modernen und innovativen Behandlungsform profitiert, nämlich gerade mal knapp 0,17%. Also sind DiGA weder schon im Versorgungsalltag angekommen, noch droht durch sie der Kollaps unseres Gesundheitswesens.
Was mir diese Zahlen und die aufgeheizte Diskussion vielmehr zeigen, ist, dass es beim Thema Digital Health in Deutschland auch 2023 noch viel Arbeit gibt. Verordner:innen müssen viel stärker darüber informiert werden, welches therapeutische Potential in Digital Health Produkten steckt. Patent:innen müssen noch umfangreicher darüber aufgeklärt werden, wie ihnen Digital Health Produkte bei der Bewältigung ihrer Krankheiten helfen können. Und mit den Kostenträgern muss noch viel intensiver der Dialog gesucht werden, um ihnen den Kosten-Nutzen-Vorteil von Digital Health Produkten darzulegen.
Ich werde diese Anstrengungen zu Digital Health in Deutschland mit ihren Fortschritten und Rückschlägen gerne für Sie hier beobachten, kommentieren und analysieren – es wird ein spannendes Jahr 2023, da bin ich mir sicher!
Die weiteren Digital Health Notizen:
- Eine Digitalisierungsstrategie für unser Gesundheitswesen
- ChatGPT – ein Meilenstein für Digital Health?
- Amazon und der Gesundheitsmarkt: Auf dem Weg zu „Prime Health“
- Gesundheitswesen: 70.000 Todesfälle vermeidbar?
Torsten Christann
Partner bei Digital Oxygen GmbH
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