Stellt KI eher eine Herausforderung oder eine Chance für die Fach-Printmedien dar? (Foto von Martin Péchy auf Unsplash)
Auch die Fachverlage setzen sich mit KI auseinander. Unabhängig vom Ressort ist es für alle Verlage wichtig, Fakten zu checken — vor dem medizinischen Hintergrund aber ist das umso wichtiger.
Wir wollten vom LA-MED Vorstand wissen, wie er die Rolle der KI bei medizinischem Fachwissen einschätzt. Geantwortet haben Dr. Monika von Berg (mm medizin + medien Verlag), Dr. Stephan Frings (Grünenthal) und Walter Bischof (dp media).
KI ist sowohl Herausforderung als auch Chance.
Dr. Monika von Berg, Vorstandssprecherin, mm medizin + medien Verlag
Der Hype um Künstliche Intelligenz ist groß und zurzeit noch nicht absehbar, wie genau sich der Alltag dadurch verändern wird. Doch im Austausch mit ChatGPT & Co. werden schnell auch dessen aktuelle Grenzen deutlich. Zwar trägt es in Windeseile Wissen zusammen, aber dies bleibt (noch) meist zu oberflächlich und auf dem Niveau von Floskeln. Ungenauigkeiten führen dann mitunter zu Halbwahrheiten oder Fehlern, was auf dem medizinischen Sektor besonders gefährlich werden kann. Deshalb werden wir nach wie vor – nicht nur in medizinischen Redaktionen – genau prüfen und nachrecherchieren müssen, auch wenn uns die KI dabei hilft, Datenbanken zu durchsuchen und uns bei der Zusammenstellung von Forschungsergebnissen und medizinischen Richtlinien unterstützt.
Durch die Analyse großer Datenmengen kann die KI Trends identifizieren und mögliche Behandlungsoptionen oder Präventionsstrategien aufzeigen. Einige Redaktionen setzen KI bereits bei „Standardtexten“ ein. Zudem gibt es auch Tools, die z. B. gut bei der Transkription von Interviews helfen, beim Korrekturlesen oder Formulierungsvorschläge machen (für Titel, Vorspänne oder auch Texte in einfache Sprache „übersetzen“).
Also bietet der Einsatz von KI Licht und Schatten, aber sie ist aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Ärztinnen und Ärzte werden wichtig bleiben.
Dr. Stephan Frings, Global Communication, Grünenthal Pharma
Wie in vielen anderen Bereichen hat KI auch in der Medizin das Potenzial, viele Aspekte zu revolutionieren, etwa indem sie in kurzer Zeit riesige Datenmengen analysiert oder auch mit ihrer enormen Leistungsfähigkeit und Genauigkeit bei bildgebender Diagnostik unterstützt. Menschliche Erfahrung, Intuition und ein umfassendes Verständnis für den Kontext und die Nuancen individueller Fälle kann sie jedoch auf absehbare Zeit nicht vollständig ersetzen.
Deswegen werden Ärztinnen und Ärzte wichtig bleiben. Das gilt auch für medizinische Fachjournalist:innen. Gerade in Zeiten von kaum mehr zu überblickenden digitalen Datenmengen unklarer Herkunft und Seriosität, gezielter Desinformation, Fakenews & Co. ist es sehr beruhigend zu wissen, dass es erfahrene Fachjournalist:innen gibt, bei denen ich davon ausgehen kann, dass ihre Texte sauber und gewissenhaft recherchiert sind und auf seriösen wissenschaftlichen Quellen basieren.
Alles in allem bietet die KI für alle im Gesundheitswesen unerhörte Möglichkeiten der Inspiration, Unterstützung und Entlastung, aber erst das Zusammenspiel mit menschlicher Erfahrung und Expertise macht sie so richtig wertvoll.
Möglicherweise: Personalisiert, interaktiv und KI-kuratiert.
Walter Bischof, Director Business Development, dp media
Jeder Versuch einer Antwort auf diese Frage gleicht einem Blick in die Glaskugel – da sind wir uns sicher einig. Wenn dem schon so ist, dann lasse ich mich bei der Antwort auch gleich mal von einer KI inspirieren und spekuliere mal wild in die Zukunft. Ich halte es nicht für unwahrscheinlich, dass wir Entwicklungen sehen werden, die in folgende Richtungen gehen:
- Personalisierte Fachjournale: KI-Algorithmen werden es ermöglichen, den Inhalt medizinischer Fachzeitschriften individuell auf die Interessen und Fachgebiete der Leser zuzuschneiden. Ärzte erhalten so maßgeschneiderte Print-Ausgaben, die genau die für sie relevanten Studien, Fallberichte und Neuigkeiten enthalten. Die KI analysiert dafür das Leseverhalten, Spezialisierungen und aktuelle Forschungsschwerpunkte.
- Interaktive Hybridformate: Gedruckte Medien werden durch KI-gestützte Augmented-Reality-Elemente ergänzt. Leser können beispielsweise medizinische Abbildungen oder Diagramme mit dem Smartphone scannen, um zusätzliche 3D-Visualisierungen, Videos oder interaktive Erklärungen aufzurufen. So entsteht eine Brücke zwischen klassischem Print und digitalen Inhalten.
- KI-kuratierte Wissenssynthesen: Anstelle klassischer Übersichtsartikel werden KI-Systeme riesige Mengen an Forschungsdaten und klinischen Studien analysieren, um daraus kompakte, evidenzbasierte Zusammenfassungen zu generieren. Diese KI-kuratierten Synthesen bieten Ärzten einen schnellen Überblick über den aktuellen Wissensstand zu spezifischen medizinischen Themen, ohne dass sie selbst die Primärliteratur durchforsten müssen.
Aber wer weiß, vielleicht kommt alles ja ganz anders und vor allem die fernere Zukunft liefert uns Lösungen, die wir heute noch gar nicht zu denken imstande sind.
Die Statements finden Sie auch in der Augustausgabe des PM—Report (PM 8/24) und weitere Ergebnisse sowie die von uns errechneten Tausendleserpreise zu den jeweiligen Fachtiteln.
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