
Gutes Design bietet Orientierung. Und das ist entscheidend im Gesundheits- und Pharmamarkt. (Foto von Ben Kolde auf Unsplash)
Hintergrund:
In 2026 gibt es beim COMPRIX eine neue und damit dritte Kategorie: Health Design. Alle Arbeiten im Gesundheitsbereich mit Fokus auf Design können ausgezeichnet werden. Es gibt fünf Unterkategorien: Produkt- und Packagingdesign, Corporate Identity und Markenidentität, Public Space / Exhibition-/POS-Design, Editorial Design sowie freie Arbeiten.
Gesundheitsdesign: Ästhetik und Funktionalität sind keine Gegensätze
Eingeordnet von Karsten Rzepka, Founder PEIX Health Group, und Franziska Flau, Head of Design bei PEIX und Jurymitglied in „Health Design“.
Warum war gerade jetzt der richtige Zeitpunkt, die neue Kategorie „Health Design“ beim COMPRIX zu etablieren?
Rzepka: Der COMPRIX macht ja bekanntlich ein Jahr „Pause“ und wir haben versprochen, diese Zeit gut zu nutzen, um ihn weiterzuentwickeln. Es wird ein neues Magazin geben. Die Einreichungsmodalitäten werden überarbeitet. Wir denken über Teile des Auftrittes nach. Es passiert gerade richtig viel. Also wann, wenn nicht jetzt?
Welche Rolle spielt Design heute im Pharma-Marketing – und wie hat sich diese Rolle verändert?
Flau: Ich glaube, die Bedeutung von gutem Design und klarem Branding ist in den letzten Jahren enorm gewachsen. Ein Meilenstein war sicher der revolutionär neue Auftritt von Merck, der beispielhaft zeigt, was gutes Design vermag. Es macht Unternehmen, Produkte und Produktgruppen nicht nur erkennbar und unterscheidbar und bietet so Orientierung, sondern es trägt weit darüber hinaus zu einem fühlbaren, emotionalen Erlebnis der Marke bei.
Wie sehen Sie das Zusammenspiel von Ästhetik und Funktionalität im Gesundheitsdesign – wo liegen da die besonderen Herausforderungen?
Flau: Ästhetik und Funktionalität im Gesundheitsdesign sind keine Gegensätze, sondern sie definieren die beiden Seiten des (Spannungs-)Feldes, in dem wir arbeiten. Die Ästhetik dient der Funktionalität. Sie ist kein Selbstzweck. Eine gute Arzneimittelverpackung z. B. wird beides vereinen: eine klare Information und Erkennbarkeit für die Nutzer:innen und eine ästhetische Gestaltung.
Komplexe medizinische Sachverhalte didaktisch so gut aufzubereiten, dass sie besser zu verstehen sind, und so exzellent zu gestalten, dass es Spaß macht, sie anzuschauen, ist eine echte Herausforderung und verdient unsere Beachtung. Ein durchdachtes und ästhetisch ansprechendes Design kann das Vertrauen in medizinische Einrichtungen und Produkte stärken. Und es signalisiert Professionalität, Sorgfalt und Wertschätzung für die Patient:innen.
Was unterscheidet „Health Design“-Einreichungen von klassischen Werbekampagnen im COMPRIX-Kontext?
Rzepka: In den vergangenen Jahren hat sich die Qualität der beim COMPRIX eingereichten Kampagnen in Summe stetig verbessert. Dabei wurden zu Recht häufig Arbeiten mit hohem Unterhaltungswert ausgezeichnet. Gelegentlich wurden aber auch Einreichungen prämiert, die zwar einen gewissen Witz hatten, aber formal nicht dem Anspruch genügten, für herausragende Healthcare-Kommunikation zu stehen.
Und auf der anderen Seite gab es für wichtige, eher designzentrierte Arbeiten (wie z. B. Packaging) keine geeignete Kategorie und entsprechend wenig Aufmerksamkeit, sodass diese Arbeiten keine Chance auf eine adäquate Sichtbarkeit oder einen Award hatten.
Mit der Etablierung der Kategorie „Health Design“ verfolgt der COMPRIX nun das übergeordnete Ziel, die Bedeutung und den Einfluss von exzellentem Design für die Healthcare-Kommunikation stärker hervorzuheben und zu würdigen. Es geht darum, nicht nur herausragende Kommunikationskampagnen zu prämieren, sondern auch jene Arbeiten, die sich durch ihre exzellente Gestaltung auszeichnen.
Sie nennen unter anderem Packaging und Markenidentität als Unterkategorien – welche Arbeiten würden Sie sich besonders wünschen?
Flau: Vor allem wünsche ich mir viele, viele tolle Einreichungen! Ich habe da wirklich keine Lieblings-Unterkategorie. Die Hauptsache ist für mich, dass die neue Kategorie ein Erfolg wird und sich dauerhaft etablieren kann.
Gutes Design bietet Orientierung.
Inwiefern kann gutes Design im Gesundheitsbereich auch zur Aufklärung, Compliance oder Heilung beitragen?
Flau: In hohem Maße. Gutes Design bietet Orientierung. Und das ist entscheidend in einem Markt, in dem es nicht darum geht, Fanta Orange von Fanta Zitrone zu unterscheiden, sondern die richtige Wahl für unser wichtigstes Gut zu treffen: unsere Gesundheit. Darüber hinaus glaube ich auch, dass Patientinnen und Patienten sich lieber mit gut gestalteten Dingen – z. B. exzellent designten Verpackungen – umgeben und dass sie sich lieber mit ausgezeichnet aufbereiteten und gut dargestellten Informationen auseinandersetzen.
Wie wird sichergestellt, dass die Jury das Design-Handwerk differenziert und fair bewertet?
Rzepka: Wir haben für die Bewertung der Einreichungen eine kleine, feine Jury von Fachleuten berufen, die Expertise und Leidenschaft für das Thema mitbringen. Und mit Christoph Bohlender von Mensch als Jurypräsident und Christoph Witte von Pink Carrots als Co-Präsident leiten zwei erfahrene Kollegen die Diskussion.
Was erhoffen Sie sich persönlich von der ersten Preisvergabe in der Kategorie Health Design im Jahr 2026?
Flau: Natürlich sind wir erstmal neugierig, was die anderen so Schönes machen im Bereich Design. So ein Wettbewerb ist ja auch immer ein wichtiger Gradmesser, wo man selbst steht. Und wir versprechen uns von der ersten Preisvergabe, dass das Thema Brand Design endlich die Relevanz bekommt, die es verdient. Bei den Agenturen und besonders bei den Kund:innen. Gerade für sie kann ein gutes Design in einem stark regulierten Markt den Unterschied machen.
Glauben Sie, dass „Health Design“ künftig ein eigenständiger Kreativbereich im Healthcare-Sektor wird – jenseits von Werbung und Kommunikation?
Flau: Unbedingt! Aber nicht jenseits von Werbung und Kommunikation, sondern als ihr Kern. Es gibt weiterhin immer mehr ähnliche Produkte an immer mehr Orten. Und immer mehr Menschen, die sich in diesem Angebotsdschungel orientieren müssen. Dabei sind sie dauernd befeuert von tausenden Werbebotschaften. Das heißt: Die Botschaften der Marken müssen schon wirken, bevor sie wirklich gelesen und bewusst verstanden werden. Gutes, sinnvolles und durchdachtes Design kann genau das: unser Unterbewusstsein überzeugen, bevor das Bewusstsein rationale Gründe verarbeitet hat. Design ist im besten Fall also der Türöffner für Werbung und Kommunikation.
Erhalten Sie jetzt uneingeschränkten Zugriff auf alle interessanten Artikel.
- Online-Zugriff auf das PM-Report Heftarchiv
- Aktuelle News zu Gesundheitspolitik, Pharmamarketing und alle relevanten Themen
- 11 Ausgaben des PM-Report pro Jahr inkl. Specials
