Gesundheitssystem: Einsamkeit als „großer, nicht erkannter Killer“


Prof. Dr. med. Alena Buyx, Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, spricht neben Corona in einem Dlf-Interview über das wachsende Problem der Einsamkeit.

Trotz der digitalen Kommunikationsmöglichkeiten, steigt die soziale Isolation, vor allem auch bei jungen Menschen. (Foto von ALMA auf Unsplash)

Einsamkeit als globales Gesundheitsproblem

Die Einsamkeit hat sich auch verstärkt durch die Pandemie. Alena Buyx bezeichnet die steigende soziale Isolation als ein „ganz großes Thema“ und als „großen Killer“ der Gesundheit.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) möchte die Einsamkeit mit Strategien angehen. Beispielsweise hat die „Kommission für soziale Kontakte“ ihre Arbeit aufgenommen.

So schreibt die WHO, dass „jeder überall einsam oder sozial isoliert sein kann. In allen Altersgruppen und Regionen haben Einsamkeit und soziale Isolation schwerwiegende Auswirkungen auf unsere körperliche und geistige Gesundheit sowie das Wohlergehen unserer Gemeinschaften und der Gesellschaft. Die WHO-Kommission für soziale Kontakte (2024–2026) arbeitet daran, dass das Thema als globale Priorität im Bereich der öffentlichen Gesundheit anerkannt und mit Mitteln ausgestattet wird. Die Kommission wird eine globale Agenda für soziale Verbindungen vorschlagen und mit hochrangigen Kommissaren zusammenarbeiten, um Maßnahmen zu ergreifen, Unterstützung für die Ausweitung bewährter Lösungen zu sammeln und Fortschritte zu messen.“

Coronamaßnahmen müssen aufgearbeitet werden

Buyx äußert sich in dem Deutschlandfunk-Interview ebenso zu den Coronamaßnahmen. Manche Regelungen waren notwendig, andere hätten früher beendet werden können. Sie erzählt außerdem, dass es sehr viele Gerichtsverhandlungen gibt über die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen. Ihr Fazit bisher: Insgesamt sind die wenigsten Maßnahmen als unverhältnismäßig beurteilt worden.

Der Virologe Christian Drosten findet, dass sowohl Politik als auch Wissenschaft und Medien „sich gewissermaßen im Spiegel betrachten und ehrlich Erfolge sowie Defizite in ihrem Handeln benennen“ müssen.

Seine Einschätzung ist, dass insgesamt Deutschland aus epidemiologischer Sicht gut durch die Pandemie gekommen sei. Vor allem die Reaktion auf die erste Welle sei „vorbildlich“ gewesen und werde heute international als „deutsches Wunder“ bezeichnet. Ein Fehler indes sei das verfrühte Lockerlassen vor der Impfung gewesen.

 

Im Dlf-Format Das Wochenendjournal (Sendung vom 13. April 2024) geht es um das Thema Einsamkeit und welche Wege es aus dieser herausgibt. Zwar geht es nicht explizit um gesundheitliche Folgen, aber die gesellschaftliche Komponente hat ja durchaus etwas mit (mentaler) Gesundheit zu tun.

Seit 2018 ist Prof. Dr. med. Alena Buyx Direktorin des Instituts für Geschichte und Ethik der Medizin sowie Professorin für Ethik der Medizin und Gesundheitstechnologien an der Medizinischen Fakultät der Technischen Universität München. Ihre Schwerpunkte im Ethikrat sind: Medizinethik | Forschungsethik | Public Health-Ethik

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