DiGA: Wann kommen sie in der Regelversorgung an?


Deutschland ist in Sachen DiGA tatsächlich schon ziemlich weit. Aber dennoch ist der Weg in die Versorgung nicht ganz so einfach.

Mit dem Inkrafttreten des Digitale-Versorgung-Gesetzes und der DiGA-Verordnung gibt es einen Rechtsrahmen, um digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) im Rahmen der Regelversorgung zu verschreiben und durch die gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) zu erstatten. Dieser weltweit einzigartige Rahmen integriert DiGAs in den Versorgungsalltag von Patient:innen. (Foto von Onur Binay auf Unsplash) 

 

„Diese digitalen Gesundheitshelfer bieten bereits jetzt tausenden Patienten in verschiedenen Kategorien evidenzbasierte und funktionale Behandlungsmöglichkeiten, die einen entscheidenden Beitrag zur hochqualitativen Versorgung leisten.“ So ein Fazit in einem Bitkom-Whitepaper.

So wird in dem Whitepaper zudem betont:

„Dass Diagnosen, Behandlungen, Arztgespräche oder Hilfe bei Symptomen und Therapien über das Internet und Apps durchgeführt werden, ist seit der Corona-Krise auch in Deutschland kein Novum mehr.  Um eine flächendeckende medizinische Versorgung zu gewährleisten und Ärzten und Pflegepersonal den Rücken freizuhalten, haben in den letzten Jahren unter anderem eine Vielzahl von Startups digitale Lösungen entwickelt…

Neben ihrer Rolle in der Gesundheitsversorgung sind viele DiGAs aber auch klassische Startups und daher relevant für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Sie bringen neue Technologien hervor, investieren stark in Forschung und Entwicklung und schaffen neue und zukunftssichere Arbeitsplätze. Es liegt jetzt am Bundesministerium für Gesundheit, diese effektiv aufgestellten Lösungen für eine nachhaltige Bewältigung der medizinischen Versorgungsengpässe verstärkt zu nutzen und einen Beitrag zur Digitalisierung und Modernisierung des deutschen Gesundheitswesens zu leisten.“

Knackpunkt Verschreiber

Wenn es so einfach wäre: Denn immer noch sind DiGA nicht in der Regelversorgung angekommen. Ein Grund dafür sind die Verschreiben, also die Ärzt:innen:

„… Ärzte hegen nach wie vor Zweifel und nennen oft folgende Hemmnisse: datenschutzrechtliche Bedenken, hohe DiGA-Preise, mangelnde Testmöglichkeiten für Ärzte, hoher Aufwand und Bürokratie ohne ausreichende Monetarisierung, Zweifel an der Motivation der Patienten und Zweifel an der Wirksamkeit. Der Weg zum Patienten geht für einen DiGA-Hersteller dennoch über die Ärzte.“

Deswegen sollten Ärzt:innen besser eingebunden werden:

„Ärzte erfahren oft das erste Mal von DiGAs aus Printmedien, Online-Werbung oder bei Konferenzen. Damit sich die Ärzteschaft eingebunden fühlt und Verordnungsentscheidungen treffen, ist eine direkte, persönliche Ansprache sinnvoll. Hier können Vertriebspartnerschaften mit Pharmaunternehmen eine zielführende Strategie für DiGA-Hersteller darstellen. Ärztekammern, Ärzteverbände und die kassenärztlichen Vereinigungen können darüber hinaus bei der Informationsverteilung als Multiplikatoren herangezogen werden. 

Mehr als die Hälfte aller Ärzte fühlen sich außerdem für die Beratung rund um DiGAs schlecht gewappnet. DiGA-Hersteller sollten den Ärzten ihre DiGA mithilfe von Testzugängen nahebringen und sie mit umfangreichem, zielgruppengerechtem und praxisrelevantem Informationsmaterial ausstatten. Diese können beispielsweise Artikel in Fachzeitschriften, Flyer, Tutorials, Webinare oder CME-Schulungen umfassen. Auch patientengerechtes Informations- und Aufklärungsmaterial zum Aushändigen an die Patienten sollten bereitgestellt werden.“

Knackpunkt Patienten

Auch „der Weg zur breiten Akzeptanz und Nutzung von DiGA durch Patienten ist herausfordernd, die Entwicklungen aber positiv. Das zeigen nicht zuletzt die immer positiveren Medienbeiträge sowie, nach einer VC-Flaute 2023, ein nun wiederkehrendes Interesse der Venture Capital Investoren 2024. Nicht nur deutlich steigende DiGA-Verordnungszahlen insgesamt, sondern auch stetig steigende Aktivierungsraten (Anteil der DiGA-Verordnungen, die von Patienten dann auch aktiviert werden, zeigen, dass DiGA von Patienten immer besser angenommen werden – das Ergebnis der letzten 4 Jahre Aufklärungs- und Fortbildungsarbeit mit Arztpraxen durch DiGA-Hersteller.

Um den positiven Trend zu halten und weiter zu stärken, muss es mit dieser Arbeit natürlich weitergehen. Bis das E-Rezept sich etabliert, können DiGA-Hersteller die Akzeptanz bei Patienten auch durch das Angebot von Rezept-Services unterstützen, bei denen DiGA-Hersteller Rezepte für Patienten an deren Krankenkassen weiterleiten. Wichtigster Treiber von Verständnis und Akzeptanz von DiGA bei Patienten sind und bleiben jedoch Ärzte.“

 

Grafik: Bitkom

Bitkom-Publikation - Digitale Gesundheitsanwendungen: Wie der Durchbruch in der Regelversorgung gelingen kann

Das pdf (23 Seiten) hier zum Herunterladen.

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